Johannes Grössl: Schöpfung, Ewigkeit und Allwissenheit. Eine Antwort auf Thomas Schärtl

Das theologische Konsequenzargument für die Unvereinbarkeit von göttlichem Vorherwissen und menschlicher Freiheit lässt sich nicht allein durch den Verweis auf die Überzeitlichkeit Gottes aushebeln. Diese „Ewigkeitslösung“ nach augustinisch-anselmischer Tradition erfordert außerdem eine Abhängigkeit des zeitlosen Wissen Gottes von zeitlichen Ereignissen. Diese Forderung impliziert allerdings – wie im vorliegenden Aufsatz gezeigt wird – eine zirkuläre Abhängigkeit: Ein ewiger Gott müsste seine Schöpfungsentscheidung von seinem ewigen Wissen abhängig machen können, welches er im selben ewigen Moment besitzt wie das Fällen seiner Entscheidung. Da diese Abhängigkeit zu einer logischen Inkonsistenz führt, muss entweder die Freiheit Gottes bezüglich der Schöpfung aufgegeben oder ein alternativer Lösungsansatz für das Problem der Vereinbarkeit von göttlichem Allwissenheit und menschlicher Freiheit gewählt werden.



The fatalistic conclusion of the theological consequence argument for the incompatibility of divine foreknowledge and human freedom cannot be avoided by appealing to divine timelessness alone. This “eternity solution”, which originated in the Augustinian-Anselmian tradition, also requires the postulation of timeless divine knowledge being dependent on temporal events. This postulation, however, implies a circular dependency, as shown in this article: An eternal God should be able to make his decision concerning what world to create dependent on his eternal knowledge, which he possesses at the same eternal moment as his decision. Since this dependency leads to a logical in-consistency, one needs to either reject God’s freedom regarding creation or choose an alternate solution to the problem of divine omniscience and human free will.


(Seite 200-214)

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