Knut Wenzel: Kritik – Imagination – Offenbarung. Zur theologischen Hermeneutik nach Paul Ricœur (1913–2005)

Ricœur hat die Grenzbezirke zwischen Philosophie und Theologie erkundet, ohne dass sein Interesse an einem lebendigen religiösen Glauben die Korrumpierung eines strengen philosophischen Ethos bedeutet hätte. Wird seine Religionsphilosophie aus der Entfaltungsbewegung seiner ursprünglichen Fragestellungen gelesen, zeigt sich, mit welcher Tiefenkonsistenz seine gesamte Philosophie subjekttheoretisch bestimmt ist, freilich in v. a. phänomenologischer, hermeneutischer, sprachphilosophischer, psychoanalytischer und eben auch religionsphilosophischer Anreicherung. Ricœur entlässt Religion nicht aus dem daraus resultierenden Anspruch: Auch die Pflicht zu einer nicht verdunkelnden lebensweltlichen Re-Präsentation des Absoluten steht in der Perspektive, die Menschen in ihrer unverfügbaren Subjektivität nicht von sich selbst zu entfremden, sondern zu sich selbst zu verhelfen.

 

Ricœur explored the border zones between philosophy and theology without violating a strict philosophical ethos. In reconstructing his philosophy of religion, the entire philosophical project of Ricœur discloses its deep impregnation by the question of the subject. Out of this quest he derives the claim on religion, not to alienate the subject from oneself but to contribute to the realization of selfhood – above all by the way it presents the idea of the absolute.


(Seite 560-574)

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