Christoph Seibert: Gefühl und Vernunft. Überlegungen zu Max Schelers fundamentalethischem Ansatz

Im Artikel wird Max Schelers phänomenologischer Zugang zur Realität des Moralischen gegenüber rein prozeduralistischen Begründungsmodellen der Moral profiliert. Dabei steht Schelers Zuordnung von Vernunft und Gefühl im Zentrum. Die Interpretation hebt vor allem zwei Punkte hervor: Zum einen zeigt sie, inwiefern Scheler den Akzent auf die erlebten Sinnzusammenhänge lenkt, die dem Versuch einer rein argumentativ-rationalen Begründung von Moral nicht nur unweigerlich vorausliegen, sondern ihn selbst erst als einen sinnvollen Versuch erscheinen lassen. Zum anderen lenkt sie den Blick auf eine theorie-immanente Spannung, die schließlich dazu Anlass ist, an einer bestimmten Stelle über Schelers Ansatz hinauszugehen. Und so schließt der Artikel mit der These, dass dem Wertfühlen zwar eine fundamentale Rolle im Erschließungsprozess des Moralischen zuzuerkennen ist, es aber nicht mit dem Prozess im Ganzen identifiziert werden kann.

 

The article explores Max Schelers phenomenological approach to the sphere of morality as an alternative to an understanding of the moral world in exclusively procedural terms. For this purpose it focuses on the relation of reason and feeling. The interpretation highlights mainly two points: On the one hand it shows to what extent Scheler accentuates the immediate experience of moral meanings as the necessary condition of every rational moral discourse. On the other hand it elaborates on a problem within Schelers theory itself and finally comes to the conclusion that although the immediate feeling of values plays a decisive role in the process of our moral experience, it must not be identified with the entire process.

 


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