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Harald Schöndorf S.J.: Philosophie und Theologie. Ein Verhältnis mit Variationen

Der Artikel befasst sich mit den verschiedenen Aspekten und dem historischen Wandel des Verhältnisses von christlicher Theologie und Philosophie. Zunächst werden grundlegende Einwände seitens der Philosophie und der Theologie gegen ihren gegenseitigen Zusammenhang zurückgewiesen. Sodann wird darauf verwiesen, dass sich die Theologie der Begegnung des christlichen Glaubens mit der Philosophie verdankt. Die wissenschaftliche Form, die der Glaube auf diese Weise angenommen hat, ermöglicht es ihm, sich mit kritischen Anfragen auseinanderzusetzen. Dabei braucht der Glaube die Philosophie, da sie als einzige profane Wissenschaft die Wirklichkeit nicht von vornherein unter einem bestimmten und somit eingeschränkten Gesichtspunkt angeht. In der Folge wird das Verhältnis von Theologie und Philosophie in der Geschichte erörtert. Hierbei zeigt sich, dass im Mittelalter eine klare Zuordnung beider zueinander herrscht, die in der Neuzeit aus verschiedenen Gründen problematisch wird. Die Überzeugung von der Existenz Gottes gilt manchen als Glaubensakt; und es kommen Deismus und Atheismus auf. Dies hat ganz unterschiedliche Folgen. Einerseits kommt die Religionsphilosophie auf, die für die Anhänger Kants an die Stelle der bisherigen philosophischen Gotteslehre tritt; andererseits entsteht eine Philosophie, die sich als die bessere Theologie versteht, wie dies bei den idealistischen Denkern der Fall ist. Nach diesem geschichtlichen Durchgang ergibt sich als systematische Überlegung, dass zum einen die Ausklammerung des Übernatürlichen aus der Philosophie nur von der Theologie her konzipiert werden kann, dass es aber andererseits faktisch keine Philosophie gibt, die schlechthin von der Gnade Gottes unberührt wäre. Es kommt also darauf an, welche Rolle der Philosophie zugedacht ist: Als Vorbereitung auf die Theologie oder als Plattform des interreligiösen Dialogs muss sie sich geoffenbarter Inhalte enthalten, als Reflexion auf die gesamte Wirklichkeit kann sie aber auch die Glaubensinhalte einbeziehen. In jedem Fall gilt aber, dass eine Philosophie und eine Theologie, die ihrer Aufgabe gerecht werden wollen, aufeinander angewiesen sind.


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