Antrittsvorlesung Prof. Dr. Wolfgang Beck

Am Mittwoch, dem 30.11.2022, fand vor über zweihundert präsentisch anwesenden und digital zugeschalteten Gästen die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Wolfgang Beck statt. Der Hochschulrektor Prof. Dr. Thomas Meckel führte durch die Veranstaltung und würdigte das Wirken von Wolfgang Beck für die Hochschule sowie außerhalb der Hochschule.

Der Pastoraltheologe war seit 2015 Juniorprofessor und Vertreter des Lehrstuhls für Pastoraltheologie und Homiletik an der Hochschule Sankt Georgen. In Graz wurde er 2021 mit seiner Arbeit zum Thema „Ohne Geländer. Pastoraltheologische Fundierungen einer risikofreudigen Ekklesiogenese“ habilitiert. Der Rektor hob die Interdisziplinarität seiner Forschungen hervor und dankte ihm für sein Engagement insbesondere für das Studienprogramm Medien und öffentliche Kommunikation, das von ihm neu profiliert wurde und geleitet wird. Neben den Tätigkeiten im akademischen Bereich wurde auch die langjährige Erfahrung von Wolfgang Beck als Seelsorger in der Pastoral der Diözese Hildesheim betont. Dies zeige den Praxisbezug, der in der Pastoraltheologie und der Homiletik immer wieder zum Tragen komme. Außerdem ist Wolfgang Beck seit 2011 Sprecher für das ARD-Format „Wort zum Sonntag“.

In seiner Antrittsvorlesung setzte sich Wolfgang Beck mit dem Thema „Religiöse Rede in mediatisierter Gesellschaft. Abschiede – Aufbrüche – Kontexte“ auseinander. Dazu widmete er sich zuerst dem Konzept des „Lernen am Sitzen“: Die religiöse Rede bzw. das Reden von Gott solle neu erlernt und so gestaltet werden, dass es anschlussfähig bleibe. Dazu widmete er sich in einem ersten Schritt dem Kunstwerk „The Artist is present“ von Marina Abramović. Die Performance von Marina Abramović wurde im Museum für Moderne Kunst in New York für drei Monate realisiert.

In der Performance lädt die Künstlerin Menschen dazu ein, sich zu ihr zu setzen. In einem beeindruckenden, roten Abendkleid empfängt sie ganz unterschiedliche Menschen und tritt mit ihnen in eine nonverbale Kommunikation, an der Wolfgang Beck vier zentrale Elemente identifiziert: das Kleid als subversive Unterwandung dichotomer Gegenüberstellungen von vermeintlich normalem und abweichendem Auftreten, der Tisch als Inbegriff notwendiger Distanznahmen für eine kritische Solidarität, das gegenseitige Zögern als für Erkenntnisgewinne notwendige Verunsicherung und die frühzeitige und ungeplante Beendigung als Symbol des Unplanbaren innerhalb einer Kunst-Performance. In diesen vier Elementen identifiziert Wolfgang Beck Impulse, an denen sich für ein religiöses Sprechen im 21. Jahrhundert wichtige Lerneffekte entwickeln lassen.

Als zweiten Schritt führte Wolfgang Beck die Mediatisierung der Gesellschaft in Orientierung an den Analysen des Medienwissenschaftlers Friedrich Krotz an und zeigte auf, dass sich nicht nur die Medien und die Mediennutzung, sondern auch die Effekte dieser auf die Gesellschaft auswirken und diese verändern. Dieser ständige Wandel dürfe auch in Kirche und im religiösen Sprechen nicht vernachlässigt werden. Deswegen dürfe – vor allem nicht im Christentum, das sich durch die Geschichtlichkeit auszeichnet – nicht überzeitlich und ohne Geschichtlichkeit gesprochen werden. In einem letzten Schritt skizzierte der Pastoraltheologe den Entwurf einer „gastlichen Gottesrede“. In dieser sei in einem ersten Schritt das Scheitern zu analysieren: In der heutigen Zeit verlieren nicht nur die Boten, sondern auch die Botschaft an sich an Relevanz. Es müsse eine neue Ebene gefunden werden, auf der kommuniziert werden könne. Dafür nutzt Wolfgang Beck das Bild der Gastfreundschaft. Der Gast beschädige das Bestehende – somit werde das Gegenüber zum Lernort. Konstitutiv ist dabei, das Fremde des Gegenübers anzunehmen und wahrzunehmen. Gegensätze, die im Diskurs entstehen können, sollen nicht aufgehoben werden.

Musikalisch begleitet wurde der gesamte Abend von Marie Braun am Violoncello, Ole Toussaint am Saxofon und Lennart Fleischer am Klavier.

 


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