Prof. Dr. Karl Frielingsdorf †

Am 25.05.2017 ist Prof. Dr. Karl Frielingsdorf SJ in Folge einer Leukämie gestorben. Karl Frielingsdorf wurde am 23.02.1933 geboren, er war lange Jahre Professor der Hochschule Sankt Georgen und weit geschätzter geistlicher und therapeutischer Begleiter und Seelsorger.

P. Frielingsdorf studierte nach der philosophisch-theologischen Grundausbildung in Paris am Institut Catéchétique und am Institut de Psychologie pastorale, in Innsbruck und München am Katechetischen Institut der Universität und in Frankfurt am Sigmund-Freud-lnstitut.

1969 promovierte er in Trier bzw. Bonn mit einer Arbeit über "Die Gotteslehre in den Katechismen der Aufklärungszeit", die unter dem Titel "Auf dem Weg zu einem neuen Gottesverständnis" veröffentlich wurde.

1972 wurde P. Frielingsdorf in Sankt Georgen habilitiert für die Fächer Religionspädagogik und Pastoralpsychologie. Die Habilitationsschrift behandelte "gruppendynamische Aspekte der Religionspädagogik und des Theologiestudiums". Sie wurde publiziert unter dem Titel: "Lernen in Gruppen".

Seit 1974 war P. Frielingsdorf Professor für Religionspädagogik und Pastoralpsychologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen.

Zwischen 1975 und 1985 übernahm P. Frielingsdorf auch Lehraufträge an der Universität Frankfurt und der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom (mit dem Schwerpunkt Pastoralpsychologie).

Von Beginn seiner Lehrtätigkeit an war er in der Aus- u. Fortbildung von Priestern, pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in der seelsorglichen Beratung und geistlichen Begleitung tätig. P. Frielingsdorf war Mitbegründer und langjähriger Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie und im Auftrag der Bischöfe und Kirchenleitungen beider christlicher Konfessionen (1974) Mitverfasser des Dokuments "Zur Situation der Pastoralpsychologie in Deutschland", in dem zum ersten Mal offiziell zum Verhältnis von Psychologie und Theologie Stellung genommen wurde.

Seit Mitte der 70er Jahre konzentrierte sich Karl Frielingsdorf auf die Pastoralpsychologie und entwickelte im Laufe der Jahre anhand seiner Gruppenarbeit die von ihm so genannte "Schlüsselmethode", eine Form pastoraltherapeutischer Arbeit, die auch in der Seelsorge angewandt werden kann.

Mehr als 25 Jahre führte P. Frielingsdorf mit dem Referat für Ehe-, Familien- und Lebensberatung Osnabrück einen pastoraltherapeutischen Zweiwochen-Kurs in Positano (Süditalien) durch, an dem bis zu seiner Emeritierung 2001 mehr als 2000 Frauen und Männer teilgenommen haben und viele, die P. Frielingsdorf und Sankt Georgen bis heute dankbar verbunden sind.

Über viele Jahre hat Pater Frielingsdorf an zahlreichen Veröffentlichungen in Form von Büchern, Zeitschriften und Buchbeiträgen gearbeitet, viele sind in Übersetzungen in anderen Sprachen und mehrfachen Auflagen erschienen. Bis in seine letzten Tage plante er noch ein neues Buch.

Um seiner wissenschaftlichen und praktischen Arbeit in der Pastoralpsychologie eine wirksame Form geben zu können, gründete Karl Frielingsdorf 1991 an unserer Hochschule das "Institut für Pastoralpsychologie und Spiritualität", in dessen Rahmen er mehr als 35 Damen und Herren im Lizentiat bzw. im Doktorat in Theologie bis zu seiner Emeritierung begleitet hat.

Seine Abschiedsvorlesung hielt P. Frielingsdorf am 08.02.2001 unter dem Titel „Auf der Suche nach dem Leben begegnet Dir Gott. Zum Dialog zwischen Theologie und Psychologie“. 2004 hat er die Leitung des Instituts für Pastoralpsychologie und Spiritualität an seinen Nachfolger Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Klaus Kießling abgegeben. Auch nach seiner Emeritierung ist Karl Frielingsdorf auf dem interdisziplinären Gebiet von Pastoralpsychologie, Theologie und Spiritualität und in der seelsorglichen und therapeutischen Begleitung weiter tätig geblieben. Als Priester und Seelsorger ist er bis in die letzten Wochen den missionsärztlichen Schwestern verbunden gewesen. Diese Dienste hat er auch trotz wachsender Beeinträchtigungen durch verschiedene Krankheiten weiter geführt. Die letzte größere akademische Feier, die Karl Frielingsdorf miterleben durfte, war die Feier des 25-jährigen Jubiläums des Instituts für Pastoralpsychologie und Spiritualität mit einem Studientag am 28.10.2016. Mit einem Grußwort konnte er als Gründungsrektor dabei sein. Es war für viele eine Möglichkeit, ihm zu begegnen. Am 25.05.2017 hat Gott Karl Frielingsdorf aus diesem Leben zu sich gerufen.

Requiescat in pace.