Verstorbene Mitglieder des Lehrkörpers (Auswahl)
Ludwig Bertsch SJ †
Nachruf
Am 28. August 2006 starb in Köln nach kurzer, schwerer Krankheit P. Ludwig Bertsch SJ. Er hat Sankt Georgen in den langen Jahren, in denen er hier lebte und wirkte, nachhaltig geprägt.
Ludwig Bertsch wurde am 16. Juni 1929 in Frankfurt geboren. Nach dem Kriege begann er seine Studien als Limburger Seminarist im Priesterseminar Sankt Georgen. So lernte er die Jesuiten näher kennen. Er entschloss sich, selbst Jesuit zu werden und trat am 13. September 1951 ins Noviziat in Eringerfeld ein. 1953 bis 1955 studierte er in Pullach bei München Philosophie, anschließend noch einmal für zwei Jahre in Sankt Georgen Theologie. Am 30. Juli 1956 wurde P. Bertsch im Frankfurter Dom zum Priester geweiht. Wenige Wochen vor seinem Tod jährte sich der Weihetag zum 50. Mal. Im Anschluss an die Frankfurter Studienzeit begann P. Bertsch in Innsbruck ein Doktoratsstudium bei P. Hugo Rahner SJ. Er schloss seine Dissertation 1960 ab und machte in St. Martin (Frankreich) das "Tertiat". Von 1961 an lehrte er in Sankt Georgen zunächst das Fach Homiletik, später außerdem Pastoraltheologie und in den letzten Jahren seiner Lehrtätigkeit bis zu seiner Emeritierung 1997 auch Liturgiewissenschaft.
Von 1967 an hatte P. Bertsch neben seiner Professur nacheinander alle Sankt Georgener Leitungsämter inne: Von 1967 bis 1973 war er Rektor der Jesuitenkommunität und zugleich Rektor der Hochschule, von 1973 bis 1982 Regens des Priesterseminars Sankt Georgen und von 1982 bis 1988 noch einmal Rektor der Hochschule. Immer lag ihm daran, die Impulse des II. Vatikanischen Konzils in den ihm anvertrauten Bereichen umzusetzen. Besonders wichtig war die Zusammenführung der beiden Sankt Georgener akademischen Institutionen: der Philosophisch-Theologischen Hochschule (für die Seminaristen) und der Theologischen Fakultät (für die Jesuitenscholastiker). Die Vereinigung erhielt 1970 durch eine neue Satzung auch rechtlich eine tragfähige Struktur. In den Jahren, die dann folgten, investierte P. Bertsch viel Zeit und Kraft in seine Mitarbeit bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1975). Aufgrund seiner Wirksamkeit in der Zentralkommission dieser "Würzburger Synode" und als Vorsitzender der Sachkommission II "Gottesdienst-Sakramente-Spiritualität" stand P. Bertsch mit den unterschiedlichsten Kreisen der deutschen Kirche seitdem in gutem Kontakt, mit vielen Synodalen verbanden ihn lebenslang Freundschaften. Später wurde er in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken gewählt. Bis zum Ende seines Lebens blieb er darin Mitglied.
Eine neue Lebensphase begann für P. Bertsch, als er 1988, ungeachtet seiner Aufgaben als Professor in Sankt Georgen, nach Aachen umsiedelte, um die Leitung des "Missionswissenschaftlichen Instituts Missio e.V." zu übernehmen. Er hatte sie bis zu seiner Emeritierung 1997 inne. Aus diesen Jahren stammte auch sein unermüdlicher Einsatz für die Katholische Universität in Kinshasa (Kongo). Bis in seine letzten Lebensmonate hinein war er dort auch als Gastprofessor tätig. So sehr ihn all diese Aufgaben in Anspruch nahmen, nie vernachlässigte er dabei seine zahlreichen persönlichen Kontakte und Freundschaften. Er war ein anregender Prediger und bis in seine letzten Jahre ein begeisternder Seelsorger gerade auch für junge Menschen.
Zu den bis heute lebendigen Initiativen P. Bertschs gehören sowohl der "Freundeskreis Sankt Georgen" als auch die "Stiftung Hochschule Sankt Georgen."
P. Ludwig Bertsch hat sich um Sankt Georgen große Verdienste erworben. Wir denken dankbar an ihn zurück.