Verstorbene Mitglieder des Lehrkörpers (Auswahl)
Helmut Engel SJ †
Nachruf
Am 31. August ist Pater Helmut Engel SJ in den frühen Morgenstunden in der Mannheimer Jesuiten-Kommunität verstorben, in deren Wohnung in Edingen-Neckarhausen. Prof. P. Dr. Helmut Engel ist am 13. Mai 1940 in Wesel am Niederrhein geboren. In diesem Jahr 2020 sollte er im Mai in Sankt Georgen seinen 80. Geburtstag feiern. Die geplante Feier musste allerdings wegen der Pandemie-Situation auf das Ehemaligentreffen Ende Oktober verschoben werden.
1959 ist Helmut Engel in den Jesuitenorden eingetreten. Seine Studienjahre verbrachte er in Pullach bei München (Philosophie), an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt (Theologie) und am Bibelinstitut in Rom. Dort schloss er mit dem Lizenziat und einer Promotion in Bibelwissenschaften zu den „Vorfahren Israels in Ägypten“ ab. 1977 übernahm er in Sankt Georgen das Fach „Einleitung in die Heilige Schrift“ und wurde 1985 nach seiner Habilitation über die Susanna-Erzählung zum Professor berufen. In der Exegese lag ein Hauptakzent seiner wissenschaftlichen Arbeit auf den deuterokanonischen Schriften des Alten Testaments: Tobit, Judit, die Makkabäerbücher und das Buch der Weisheit Salomos, zu dem in der Reihe „Neuer Stuttgarter Kommentar“ auch ein konzis-umfassender Kommentar erschien.
In Sankt Georgen hatte Helmut Engel, zuerst im Priesterseminar dann aber auch bald darüber hinaus, die Aufgabe des Studienmoderators inne. Generationen von Studierenden sind dem von ihm entwickelten „Engel-Plan“ gefolgt, der mit seinem Namen zu einem terminus technicus an der Hochschule wurde. Auch durch seine 16-jährige Aufgabe als Beauftragter für das Studierendensekretariat und das Prüfungsamt war er mit den verschiedenen Studienordnungen und organisatorischen Umstellungen bestens vertraut, so dass er auch Studierenden, die aus dem Engel-Plan herausfielen, schnell und gern mit Alternativlösungen beisprang.
Sechs Jahre lang war P. Engel Prorektor, und ebenfalls sechs Jahre von 2000 bis 2006 Rektor der Hochschule. In seiner Zeit als Rektor wurde das jetzige Hochschulgebäude geplant, errichtet und 2004 eingeweiht.
2006 wurde P. Engel von seinen Verpflichtungen an der Hochschule beurlaubt und zog nach Rom um, wo er – wie schon 32 Jahre früher während seiner eigenen Studien am Bibelinstitut – die Aufgabe als Studienpräfekt am Priesterseminar des Collegium Germanicum et Hungaricum übernahm. 2008 wurde er dann als Professor der Hochschule Sankt Georgen emeritiert. Nach seiner Rückkehr aus Rom hat Helmut Engel in der Jesuiten-Kommunität in Mannheim gelebt.
Geschätzt war Helmut Engel auch bis in die jüngste Zeit als geistlicher Begleiter und Seelsorger. Viele Studierende hat P. Engel lange über ihre Studienzeit hinaus begleitet. Ein wichtiges Anliegen war ihm dabei die Ehrlichkeit mit sich selbst und mit Anderen. So mancher kernige Satz von ihm hat vielleicht zuerst getroffen, aber dann doch geholfen, sich mit der eigenen Wirklichkeit und ihren Möglichkeiten anzufreunden.
P. Engel hatte neben seiner Arbeit in der Verwaltung der Hochschule einen festen Platz in der zweiten Violine im Orchester und beim Kellnern und Grillen am Sommerfest. Helmut Engel war auch ein homo ludens: Skat, Doppelkopf hat er regelmäßig gespielt und passioniert auch Bridge. Spielerisch war auch sein Umgang mit Bildern und Wendungen. Viele davon sind seinen ehemaligen Studierenden in Erinnerung geblieben, z. B. „das walte Hugo!“, mit dem er heiter klare Grenzen aufzeigen konnte. Zum Spielen brachte Helmut Engel den Ernst mit, der notwendig ist, damit es zum Vergnügen werden kann. Die heiter-ernste Haltung, die es zum Spielen braucht, hat ihn auch sonst ausgezeichnet, und so manches Strenge abgefedert.
Geistlich war Helmut Engel vor allem für nüchterne Klarheit zu haben, spirituellen Höhenflügen gegenüber war er skeptisch. Bei P. Engel war stets ein Grundton von Achtung und Wohlwollen spürbar. Dieses Wohlwollen machte seine ehrliche Menschlichkeit aus. In Dankbarkeit gedenkt die Hochschule Sankt Georgen ihres ehemaligen Professors und Rektors Helmut Engel. Möge Gott ihm jetzt Leben in Fülle schenken.
Prof. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ
- Rektor der Hochschule -
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Publikationen
Bücher
- Die Vorfahren Israels in Ägypten. Forschungsgeschichtlicher Überblick über die Darstellungen seit Richard Lepsius (1849). Frankfurter Theologische Studien 27, Frankfurt am Main: Knecht 1979.
- Die Susanna-Erzählung. Einleitung, Übersetzung und Kommentar zum Septuaginta-Text und zur Theodotion-Bearbeitung (Orbis Biblicus et Orientalis 61), Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag und Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1985
- Das Buch der Weisheit (Neuer Stuttgarter Kommentar - AT 16), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 1998.
- Judit. Übersetzt und ausgelegt von Barbara SCHMITZ/Helmut ENGEL (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament), Freiburg-Basel-Wien: Herder 2014.
Artikel (Auswahl)
- Die Siegesstele des Merenptah. Kritischer Überblick über die verschiedenen Versuche historischer Auswertung des Schlussabschnitts, Biblica 60 (1979) 373-399.
- Anfänge Israels, Bibel und Kirche Heft 2, Stuttgart 1983 (mehrere Beiträge).
- Ein alttestamentliches Buch aus der Zeit Jesu, Bibel und Kirche Heft 4, Stuttgart 1997, 158-165.
- Art. Pitom und Ramses, in: LThK 3. Aufl. VIII, Freiburg: Herder 1999, 320-321.
- Art. Susanna, biblische Personen, 1. Biblisch, in: LThK 3.Aufl. IX, Freiburg: Herder 2000, 1141-43.
- Art. Susanna (Frauenname) + (Erzählung), in: Neues Bibel-Lexikon, hrsg. Manfred Görg & Bernhard Lang, Bd. 3, Zürich: Benziger 2001, 752-753.
Beiträge (Auswahl)
- »Der HERR ist ein Gott, der Kriege zerschlägt.« Zur Frage der griechischen Originalsprache und der Struktur des Buches Judit, in: Klaus-Dietrich SCHUNCK, Matthias AUGUSTIN (Hg.), Goldene Äpfel in silbernen Schalen. Collected Communications to the XIIIth Congress of the International Organization for the Study of the Old Testament, Leuven 1989 (Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Judentums 20). Frankfurt am Main: Peter Lang 1992, 155-168.
- Auf zuverlässigen Wegen und in Gerechtigkeit. Religiöses Ethos in der Diaspora nach dem Buch Tobit, in: Georg BRAULIK OSB-Walter GROSS-Sean MCEVENUE (Hg.), Biblische Theologie und gesellschaftlicher Wandel. FS Norbert LOHFINK SJ, Freiburg-Basel-Wien: Herder 1993, 83-100.
- X. Das Buch Tobit; XI. Das Buch Judit; XIII. Die Bücher der Makkabäer, in: Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 1,1), Kohlhammer: Stuttgart (11995; 21996; neu bearb. 31998; 42001; überarb. erw. 52004; 62006; 72008) vollst.überarb. 82012, 350-375; 387-404.
- Gebet im Buch der Weisheit, in: R. Egger-Wenzel & J. Corley (ed.), Prayer from Tobit to Qumran (Deuterocanonical and Cognate Literature, Yearbook 2004), Berlin-New York 2004, 293-312.
- Gerechtigkeit lieben oder den Tod. Die Alternativen der Lebensentscheidung nach dem Buch der Weisheit, in: Leben trotz Tod. Jahrbuch für Biblische Theologie 19 (2004) 173-193.
- Erfahrungen mit der LXX-Fassung des Jeremiabuches im Rahmen des Projektes „Septuaginta Deutsch“, in: Im Brennpunkt: Die Septuaginta. Bd. 3: Studien zur Theologie, Anthropologie, Ekklesiologie, Eschatologie und Liturgie der Griechischen Bibel, hg. Heinz-Josef Fabry, Dieter Böhler (BWANT 174, NF 14), Stuttgart: Kohlhammer 2007, 80-96.
- Die Sapientia Salomonis als Buch. Die gedankliche Einheit im Buch der Weisheit, in: Die Septuaginta – Entstehung, Sprache, Geschichte. 3. Internationale Fachtagung veranstaltet von Septuaginta Deutsch (LXX.D), Wuppertal 22.-25. Juli 2010, hg. Siegfried Kreuzer, Martin Meiser und Marcus Sigmund (WUNT 286), Tübingen: Mohr Siebeck 2012, 135-143.
Mitherausgabe
- SEPTUAGINTA DEUTSCH. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung
in Zusammenarbeit mit Eberhard Bons, Kai Brodersen, Helmut Engel, Heinz-Josef Fabry, Siegfried Keuzer, Wolfgang Orth, Martin Rösel, Helmut Utzschneider, Dieter Vieweger und Nikolaus Walter herausgegeben von Wolfgang KRAUS und Martin KARRER, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart (12009) 22010. darin: Mitherausgeber und Durchsicht von Odai, Asma, Daniel-Schriften. – Judith: Übersetzung und Einleitung; Sophia Salomonos: Übersetzung und Einleitung; Jeremias: Durchsicht der Übersetzung; Daniel-Schriften: Übersetzungen und Einleitungen. - SEPTUAGINTA DEUTSCH. Erläuterungen und Kommentare
in Zusammenarbeit mit Eberhard Bons, Kai Brodersen, Helmut Engel, Heinz-Josef Fabry, Siegfried Kreuzer, Wolfgang Orth, Martin Rösel, Knut Usener, Helmut Utzschneider und Florian Wilk herausgegeben von Wolfgang KRAUS und Martin KARRER, Band I Genesis bis Makkabäer. Band II Psalmen bis Daniel, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 2011. darin: Mitherausgeber, zuständig für den Bereich Odai, Asma, Jeremias, Threnoi, Baruch und Epistole Jeremiu sowie Daniel-Schriften. – Judith: Einleitung und Erläuterungen; Sophia Salomonos: Einleitung und Erläuterungen; Daniel-Schriften: Einleitung; Susanna: Einleitung und Erläuterungen; Oden: Einleitung und Erläuterungen.
Übersetzung
- Luca Mazzinghi, Weisheit. Internationaler Exegetischer Kommentar zum Alten Testament (IEKAT), Stuttgart: W. Kohlhammer 2018.