Alois-Kardinal-Grillmeier-Institut für Dogmengeschichte, Ökumene und interreligiösen Dialog
Forschungsschwerpunkte
Dogmengeschichte und Dogmenhermeneutik
In der Tradition des Sankt Georgener Jesuiten Alois Kardinal Grillmeier (1910–1998) erforscht das Institut, wie das eine Kerygma von Jesus als dem Christus in der Vielzahl der Sprachen, Kulturen und Traditionen ausgelegt wurde und wie es heute verständlich gemacht werden kann. Dazu werden – besonders auch in einem interdisziplinären Austausch – materialdogmatische und dogmenhermeneutische Fragen erörtert.
Rationale Theologie
Das Institut widmet sich der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen philosophischen Entwürfen zur Begründung der Rationalität des Theismus bzw. Gottesglaubens. Über die Blickrichtung analytischer Religionsphilosophien hinaus sind hierzu die Beiträge subjektphilosophischer und phänomenologischer Traditionen zu profilieren. Der vergleichende Blick auf nichtchristliche Formen der Selbstreflexivität schärft das Bewusstsein für das Eigentümliche christlicher systematischer Theologie.
Theologische Religionskritik
Geistesgeschichtlich ist die europäische Neuzeit eng verbunden mit religionskritischen Positionen. Gegen diese sich zu immunisieren schadet sowohl der gesellschaftlichen Öffentlichkeit als auch der Religion selbst. Deshalb ist in den interreligiösen Dialog die bisher wenig beachtete religionskritische Perspektive einzubringen. Dabei geht es nicht um eine defensive Allianz, sondern darum, eigene Traditionen der Religionskritik zu entdecken oder neu zu entwickeln. Eine solche theologische Religionskritik kann als Aneignung außer- oder andersreligiöser Kritik geschehen. Mystische, rationalistische oder offenbarungskritische Zugänge liefern aber auch theologische Impulse zu einer religiösen Selbstkritik.
Geistliche Theologie
Eine Besonderheit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen ist das Fach „Theologie des Geistlichen Lebens“ im ordentlichen Lehrplan. Vor diesem Hintergrund wird das Institut ökumenische und interreligiöse Fragestellungen auch in der Perspektive geistlicher Erfahrung und des Gebetes behandeln. Aus systematisch-theologischer und spiritualitäts- sowie ordensgeschichtlicher Perspektive wird dabei besonders der Beitrag ignatianischer Traditionen reflektiert.
Systematische Zugänge zur ökumenischen und interreligiösen Versöhnung
Angesichts aktueller politischer und sozialer Herausforderungen stellt sich der systematischen Theologie die Frage, inwieweit sie zur Überwindung bestehender Konflikte beiträgt oder gegensätzliche Standpunkte vertieft. Neben der dogmengeschichtlich-theologischen Aufarbeitung ökumenischer Differenzen wird deshalb auch die Frage der Versöhnung zwischen verschiedenen Glaubenstraditionen in den Blick genommen. Eine theologisch begründete Pluralitätskompetenz kann dazu beitragen, Friedenspotenziale der Religionen und Konfessionen zu stärken. Darüber hinaus wird angesichts regressiver Entwicklungen eine performative Politische Theologie einen substanziellen Beitrag zur Erneuerung der demokratischen Kultur Europas leisten.