Zur Geschichte der Hochschule

Nach ihrer Wiedererrichtung 1814 eröffnete die Gesellschaft Jesu für die deutschsprachigen Länder zunächst in Fribourg (Schweiz) ein philosophisch-theologisches Studienzentrum. Im Gefolge des Sonderbundskriegs von 1847 mussten die Jesuiten die Schweiz verlassen; deshalb wurde das theologische Studium nach Paderborn (1856-1863) verlegt. 1863 erwarb die Gesellschaft Jesu die vormalige Abtei Maria Laach; bis 1872 wurden Philosophie und Theologie dort gelehrt. Das Jesuitengesetz vom 4. Juli 1872 erzwang eine Verlegung des Studiums nach Ditton Hall (England). Von 1895-1942 wurde das Kolleg in Valkenburg (Niederlande) Sitz des Studiums, dem 1932 entsprechend der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 14. Mai 1931 der Rang einer Theologischen Fakultät mit dem Recht, akademische Grade zu verleihen, zugesprochen wurde.

Die Aufhebung des Jesuitengesetzes 1917 legte eine Umsiedlung nach Deutschland nahe. Dieser Wunsch traf sich mit dem der Diözese Limburg nach einer eigenen vollständigen Fakultät, der seit Errichtung der Diözese 1827 immer wieder geäußert worden war. Dem ersten Limburger Bischof Brand gelang es vorübergehend (1831-1833), das in Limburg seit 1829 bestehende Priesterseminar zu einer (im Sinne der damaligen Minimalforderungen) vollständigen Fakultät auszubauen, die jedoch nicht aufrechterhalten werden konnte. Die Limburger Theologiestudenten studierten danach an verschiedenen Fakultäten, 1838-1848 fast ausschließlich in Gießen, dann vor allem in Würzburg, seit 1859 vorzugsweise im Mainzer Priesterseminar, während des Kulturkampfes vorwiegend in Dillingen und Eichstätt, seit 1887 in Fulda. Das Friedensgesetz vom 29. April 1887 ermächtigte die Bischöfe von Limburg und Osnabrück zur Gründung theologischer Fakultäten, die vom Staat für die Ausbildung des Priesternachwuchses anerkannt würden. Der tatsächliche Ausbau des Limburger Priesterseminars zu einer vollständigen Fakultät wurde von den Bischöfen Klein (1886-1898) und Willi (1898-1913) im Auge behalten, ließ sich jedoch aus finanziellen Gründen damals nicht verwirklichen.


Energischer wurde der Plan von Generalvikar Höhler (1913-1920) verfolgt, der zu diesem Zweck 1917 Kontakte mit dem Jesuitenorden aufnahm. Seine Idee, diese theologische Anstalt als Fakultät der neuen Frankfurter Universität zu errichten und nach Innsbrucker Vorbild vollständig den Jesuiten zu übergeben, ließ sich zwar nicht ausführen. Sie hatte jedoch, da auch Bischof Kilian sie als mögliches Fernziel im Auge behielt, die bleibende Wirkung, dass nun von Limburg als Ort der Fakultät keine Rede mehr war, sondern Frankfurt ausersehen wurde. Gefördert wurde das Projekt vor allem von Nuntius Eugenio Pacelli, der an ein Zentrum scholastischer Theologie im deutschen Raum dachte.

Schließlich konnte 1926 die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen durch Bischof Augustinus Kilian errichtet werden. Sie hieß damals »Philosophisch-Theologische Lehranstalt Sankt Georgen«. Die theologische Fakultät der Jesuiten musste aus zeitpolitischen Gründen bis 1942 in Valkenburg bleiben, bestand 1945-1950 in Büren i. W. und siedelte 1950 nach Frankfurt über. 20 Jahre lang bestanden Philosophisch-Theologische Hochschule (für die Priesterkandidaten der Diözese Limburg und anderer Bistümer) und Theologische Fakultät SJ (für die Studenten der Gesellschaft Jesu) nebeneinander mit eigenen Lehrveranstaltungen und z. T. jeweils eigener Professorenschaft. Erst durch die neue Verfassung von 1970 wurden sie zusammengeschlossen.

Zunächst besaß die Fakultät das kirchliche Promotionsrecht nur für Mitglieder der Gesellschaft Jesu, seit 1974 auch für andere Studierende. Nachdem die Hochschule Sankt Georgen am 1. April 1980 die staatliche Anerkennung als Wissenschaftliche Hochschule erhalten hatte, wurden ihr am 10. Mai 1982 das Recht zur Verleihung des Doktorgrades in Theologie, am 14. Juni 1983 zur Verleihung des Lizentiats und am 19. September 2000 das Recht zur Verleihung des Grades eines habilitierten Doktors der Theologie (Habilitationsrecht) auch mit Wirkung für den staatlichen Rechtsbereich verliehen.

 
Siehe auch: Klaus Schatz SJ: 75 Jahre Sankt Georgen