Akademie zu Ehren des Hl. Thomas von Aquin am Vorabend des Synodalen Weges

„Kritische Zeitgenossenschaft“ – diese Eigenschaft bescheinigte der Limburger Bischof Georg Bätzing dem heiligen Thomas von Aquin in seiner Predigt am 29. Januar 2020 anlässlich der alljährlichen „Thomas-Akademie“ in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Am Vorabend der Eröffnung des Synodalen Weges im Frankfurter Bartholomäus-Dom sei diese Eigenschaft ein Vorbild für alle, die sich in Deutschland um die Zukunft der Katholischen Kirche sorgen. Doch auch einer kirchlichen Hochschule stehe diese Eigenschaft gut an; denn „kritische Zeitgenossenschaft“ sei ein wesentliches Kennzeichen guter Theologie. Dies bedeute nicht, dass Theologie und Kirche immer schon genau wüssten, wie von Gott zu reden und in der Welt zu handeln sei. Schon bei Thomas sei diesbezüglich eine kluge Zurückhaltung – der Bischof sprach von „Vorbehaltlichkeit“ – zu spüren. Denn Gott sei immer größer als alles, was Menschen über ihn zu denken imstande sind.

Bei der Eucharistiefeier in der vollbesetzten Seminarkirche von Sankt Georgen wirkten neben dem Bischof von Limburg auch die Bischöfe von Osnabrück Franz-Josef Bode und Hildesheim Heiner Wilmer sowie der Provinzial der deutschen Jesuiten Johannes Siebner als Vertreter der Institutionen mit, die Sankt Georgen tragen. Der vor einem Jahr geweihte Hildesheimer Bischof hielt im Anschluss an die Messe auch den Festvortrag zur Thomas-Akademie. Der Frage „Wie geht Gott?“ spürte er nach, indem er sich an der biblischen Figur des Mose orientierte. Diesen zeichne, so Wilmer, eine gegenüber Gott durchaus rebellische Natur aus – so sei Mose dem göttlichen Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten herauszuführen, keineswegs umstandslos gefolgt. Trotz aller Widerstände habe sich Mose letzten Endes auch deshalb als eine gute Führungsgestalt erwiesen, weil er auf das Wort und den Dialog gesetzt habe. Nicht zuletzt für den Synodalen Weg könne Mose deshalb Vorbild sein. Wilmer schloss seinen Vortrag mit dem Appell, bei der Erneuerung von Theologie und Kirche die jüdischen Wurzeln des Christentums stärker zur Geltung zu bringen.

Dass der festliche Abend durch das Jerusalem-Duo (Harfe und Saxophon) einen Akzent erhielt, der musikalische Traditionen des Judentums zum Klingen brachte, war vor diesem Hintergrund nur stimmig. Zahlreiche Repräsentanten aus Kirche, Hochschule, Gesellschaft und Politik nutzten die anschließenden Begegnungen für intensive Gespräche, in deren Mitte nicht selten der anstehende „Synodale Weg“ stand.