Semestereröffnungsgottesdienst von zu Hause

Wenn Sie mögen, feiern wir, jede und jeder von zu Hause, gemeinsam einen Gottesdienst zur Eröffnung des Semesters. Die Jesuitenkommunität feiert heute, 20.04.2020, um 18.30 Uhr ihren Kommunitätsgottesdienst, vielleicht bietet sich diese Zeit auch für Sie an. 

Die beiden Schriftlesungen in der heutigen Liturgie sind von der Zeit vor Pfingsten geprägt und begleiten das österliche Gebet um den Heiligen Geist: Die Apostelgeschichte erzählt von der Reaktion der ersten Jerusalemer Gemeinde, nachdem Petrus und Johannes vom Verhör vor dem Hohenrat wieder freigelassen wurden. Gottes Geist kommt spürbar auf die Gemeinde herab und stärkt das freie Bekenntnis der Gemeinde vor den religiösen und staatlichen Autoritäten. Und das Evangelium gibt das nächtliche Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus über den Heiligen Geist wieder: Gottes Geist weht, wo er will.

Vorbereitung: Ich nehme meine Wohnung / mein Zimmer wahr als den Arbeits- und Lebensraum, der mir zur Verfügung steht. Ich suche mir einen Platz, an dem ich mich wohlfühle und an dem ich gut meditieren und beten kann, und zünde eine Kerze an. Wenn ich mich mit anderen für diesen Gottesdienst zusammentun möchte, spreche ich sie vorher an. Zu Beginn nehme ich ein paar

Augenblicke in Stille Zeit. Ich kann dabei die Augen schließen und mir vorstellen, wie Gott mich in Liebe anschaut. Dann beginne ich den Gottesdienst mit dem Zeichen des Kreuzes und zünde eine Kerze an. 

 

Kyrie

Mit Bitten zum Heiligen Geist aus der Pfingstsequenz rufe ich Christus an, der seinen Jüngerinnen und Jüngern den Heiligen Geist verheißen hat: 

Ohne dein lebendig Wehn, kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.

Schenke auf der ganzen Welt allen Heilung, die erkrankt sind. Befreie die Menschen aber auch von Angst und Enge, wo sie jetzt darunter leiden. 

Herr, erbarme dich!

Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.

Heiliger Geist, Vater der Armen, stärke die internationale Hilfsbereitschaft für wirtschaftlich schwache Länder und Kontinente und die Sorge für Obdach- und Erwerbslose und für Menschen auf der Flucht.

Christus, erbarme dich!

Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.

Heiliger Geist, schenke uns Besonnenheit und Einsicht, Klarheit und Verstand, Entschiedenheit und Kraft, dass wir in diesem Semester offen werden für Gottes Nähe, für seine Gegenwart und seine Wege in dieser Zeit.

Herr, erbarme dich!

 

Lesung aus der Apostelgeschichte 4,23–31

23 Nach ihrer Freilassung gingen Petrus und Johannes zu den Ihren und berichteten alles, was die Hohepriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. 24 Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen und alles, was sie erfüllt; 25 du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt: Warum tobten die Völker, warum machten die Nationen nichtige Pläne? 26 Die Könige der Erde standen auf und die Herrscher haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Christus. 27 Wahrhaftig, verbündet haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 um alles auszuführen, was deine Hand und dein Wille im Voraus bestimmt haben, dass es geschehe. 29 Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden! 30 Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus! 31 Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes.

 

Evangelium nach Johannes 3,1–8

1 Es war da einer von den Pharisäern namens Nikodemus, ein führender Mann unter den Juden. 2 Der suchte Jesus bei Nacht auf und sagte zu ihm: Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist. 3 Jesus antwortete ihm: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von oben geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. 4 Nikodemus entgegnete ihm: Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Kann er etwa in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und noch einmal geboren werden? 5 Jesus antwortete: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von oben geboren werden. 8 Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.

 

Meditation:

Ich nehme mir 3 Minuten Zeit, selbst über die Lesungen nachzudenken und mich evt. mit anderen darüber auszutauschen. Folgende Fragen können mich dabei anregen:

  1. Welches Wort berührt mich am meisten?
  2. Was will mir Gott durch diese Lesungen sagen?

 

Gedanken zu den Lesungen:

„Der Wind weht, wo er will“ sagt Jesus im Evangelium zu Nikodemus. Dabei spricht er im Griechischen von Pneuma. Pneuma kann tatsächlich den Wind meinen, der draußen weht; z. B. einen frischen Luftzug an einem heißen Sommertag, aber es meint auch den Geist, oder vielmehr Gottes Geistkraft. Gottes Geist lässt sich nicht mit Händen festhalten und beherrschen, sondern weht eben so frei wie der Wind. Gottes Geist hat eine Kraft, wie ein Wind sie entfalten kann bis hin zum Sturm. Die erste Gemeinde spürt diese Kraft, wenn der Boden unter ihren Füßen bebt, als der Heilige Geist auf sie herabkommt. Und auch das stimmt: Pneuma – Geist ist Bewegung in der Luft und Gottes Geist ist so notwendig für meinen Glauben, wie die Atemluft für meinen Leib. 

Die Regierung in Deutschland erwartet – so hieß es in den vergangenen Tagen – für „eine lange Zeit eine neue Normalität“. Es sieht so aus, als ob sich die Gesellschaft und auch die Kirchen darauf vorbereiten. Ich bin bei dieser Formulierung erschrocken, und ich bin erstaunt, warum die Fragen über solche Ansagen nicht lauter sind. Heißt das lange Zeit weiter die Kontaktsperren Einhalten, nur digital Studieren? Heißt das, lange Zeit weiter nur Gottesdienste unter Ausschluss der Gemeinde? Heißt das weiter keine Kulturveranstaltungen, kein Fußball, keine Festivals? Worte für die „neue Normalität“ hatten sich schon bald gefunden, sie sind viel zu schnell zur sprachlichen Gewohnheit geworden: z. B. „social distancing“, „Eucharistiefasten“ oder „shut down“. Hat jemand einmal darüber nachgedacht, was diese Ausdrücke bedeuten, die inzwischen zum Programm geworden sind, das nun „lange Zeit“ weiter in Kraft bleiben soll?

Auch Gottes Geist setzt „neue Normalitäten“. Der Gotteswind weht in meine Alltagsängste und -sorgen herein und will in meinem Leben ein Zuhause für Gottes Weisung und Weisheit schaffen. Deshalb ist Gottes Geist im Moment das Wichtigste, um das ich beten kann. Gottes Geistkraft brauche ich, um mit den Sorgen und Ängsten zu leben und umzugehen, die die Pandemie mit sich bringt. Gottes Geist brauche ich aber auch, wenn ich das, woran ich mich in den „neuen Normalitäten“ gewöhnen muss, unterscheiden will von dem, wo Gott mir in Freiheit und Liebe andere Wege zeigt.

Heilig-Geist-Hymnus: Einige Sankt Georgenerinnen und Sankt Georgener haben den Pfingsthymnus aufgenommen, um unser Gebet um den Heiligen Geist zu unterstützen. Gern auch zum Mitsingen, im Gotteslob, Nr. 342: https://onedrive.live.com

Gebet für das Studium:

Schöpfer des Alls, unaussprechlich heiliger Gott: Aus deiner ewigen Weisheit hast du die Erde geschaffen. Du nimmst dir die Wolken zu Wagen, du fährst einher auf den Flügeln des Windes und hast dir die Winde zu deinen Boten gemacht. 

Wahrer Quell des Lichtes und der Weisheit, erhabener Ursprung allen Seins: Lass gnädig einen Strahl deiner Klarheit in das Dunkel meines Verstandes dringen. Denn verbirgst du dein Angesicht, bin ich verstört, und nimmst du mir den Atem, so schwinde ich hin.

Gib mir Scharfsinn zum Begreifen, ein gutes Gedächtnis zum Behalten, die Fähigkeit zum rechten und gründlichen Erfassen, Feinheit und Genauigkeit im Erklären, Klarheit und Redekunst im Ausdruck.

Lehre den Anfang, lenke den Fortgang, führe zur Vollendung, du wahrer Gott und Mensch, der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

(Nach Worten von Thomas von Aquin und aus Psalm 104)

 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf uns herab und begleite uns. Amen.

 

Lied am Schluss: Gott, der du warst und bist und bleibst, Gotteslob,
Nr. 847: https://onedrive.live.com/

Mitwirkende: Helmut Föller, Carolin Brusky, Catalina Fipper, Susanne Stierle, Florentin Sochor, Andreas Hahne, Hannah Falkenstein und Klaus Vechtel

Zusammenstellung und Gestaltung: Ansgar Wucherpfennig SJ

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