Gründonnerstag- bis Ostersonntag-Gottesdienste für Zuhause

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Hochschule Sankt Georgen! Liebe Studierende, Mitarbeitende, Kolleginnen und Kollegen!

Ein solches Osterfest wie das, auf das wir in den nächsten Tagen zugehen, habe ich noch nicht erlebt. Mir fehlt auch ein Vergleich für die Ereignisse dieser Tage. Weder Kriegszeiten habe ich erfahren noch eine Diktatur wie die ehemalige DDR, die menschliche Zuwendung und die Freiheit zu Gottesdiensten in derartiger Weise eingeschränkt haben, wie das zur Zeit der Fall ist. Seit ich zurückdenken kann, habe ich die Gottesdienste der Kar- und Ostertage selbstverständlich mit einer Gemeinde gefeiert und habe Familie und Freunde besucht. Wie wichtig mir das war, habe ich in manchen Jahren kaum bemerkt, und stelle es erst jetzt fest.

Ein guter Freund sagte mir dieser Tage: Es fehlt eine theologische Antwort auf die momentane Krise. Das kann ich nachvollziehen. Es gibt viele seelsorgliche Antworten, Solidaritätsaktionen, kreative Hilfsangebote. Es gibt auch eine Flut von Kurzvideos, manche davon sehr witzig und geistvoll, und manche wirklich trostvoll. Aber eine theologische Antwort, die mich überzeugt, fehlt. Was ich lese, sind eher lauter kritische Fragen. Als Hochschule wird es unsere Aufgabe sein, über theologische Antworten auf die momentane Krise nachzudenken.

Was mir in den letzten Wochen aber die wichtigste Frage war, ist: Welche Möglichkeiten gibt es, dass alleinstehende Menschen, Paare, Familien oder Wohngemeinschaften in ihren Häusern jetzt die Kar- und Ostergottesdienste feiern? Viele haben mir geschrieben, dass sie mit ihrer Kirche hadern, weil sie öffentliche Gottesdienste in Gemeinschaft untersagt hat. Manche davon, die an einem Ort zusammenwohnen, teilen den christlichen Glauben, gehören aber zu verschiedenen Konfessionen; deshalb schien mir sinnvoll, dass die Gottesdienste in den Häusern möglichst ein Zeichen setzen, das die Konfessionen übergreift. Wenn schon viele Mauern uns voneinander trennen, sollen es wenigstens nicht mehr die verschiedenen Konfessionen sein!

So bin ich mit der Pfarrerin der Erlösergemeinde in unserem Stadtteil, Anne-Katrin Helms, auf die Idee gekommen, drei ökumenische Gottesdienste für zuhause von Gründonnerstag bis zur Osternacht zusammenzustellen. Die Pastoralreferentin Beate Buballa und P. Klaus Vechtel SJ haben dabei mitgewirkt. Dabei sind drei Liturgien entstanden, die man allein oder gemeinsam, als einzelne oder mit verteilten Texten betrachten, beten und singen kann. Die Uhrzeiten, zu denen in den Kirchen von Oberrad für diese Liturgien die Glocken läuten, sind angegeben. Mit diesen Gottesdiensten für zuhause können Sie von Gründonnerstag Abend bis zur Osternacht trotz räumlicher Trennung eine Gemeinschaft im Gebet bilden. 

Dieses Gottesdienstangebot ist noch keine theologische Antwort auf die momentane Krise. Es ist eine Einladung, uns in dieser sorgenvollen und verstörenden Zeit mit unseren Hoffnungen zusammenzutun. Ich bin davon überzeugt, erst aus einer solchen Hoffnungsgemeinschaft können dann auch weiterreichende Antworten reifen.

Dass Sie mit unseren Gottesdiensten für zuhause oder auf andere Weise die Hoffnung aus dem Sterben und Auferstehen Jesu finden, wünsche ich Ihnen. In diesem Sinne: Gesegnete Kar- und Ostertage!

Herzliche Grüße Ihr Ansgar Wucherpfennig SJ

Zurück