„Wird die Kirche in Europa zukunftsfähig sein?“ – Thomas-Akademie an der Hochschule Sankt Georgen

Die Eucharistiefeier anlässlich der Akademie zu Ehren des hl. Thomas von Aquin am 25. Januar 2023, welcher Kardinal Jean-Claude Hollerich, gemeinsam mit Provinzial P. Dr. Bernhard Bürgler SJ, Erzbischof Stefan Heße und Weihbischof Thomas Löhr vorstand, fand nach drei Jahren Pandemie wieder in der Seminarkirche statt. Kardinal Jean-Claude Hollerich hielt im Anschluss in der Aula der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen den Festvortrag vor über 160 geladenen Gästen sowie zahlreichen digital zugeschalteten Personen.

Zur Akademischen Feier in der Hochschule Sankt Georgen begrüßte der Rektor der Hochschule Prof. Dr. Thomas Meckel insbesondere (Weih-)Bischöfe der Trägerbistümer der Hochschule Aachen, Hamburg und Limburg, außerdem den stellvertretenden Großkanzler Provinzial P. Dr. Bernhard Bürgler SJ, den Delegaten für Schulen und Hochschulen P. Dr. Christian Rutishauser SJ und den Festredner des Abends Kardinal Jean-Claude Hollerich. Zu Beginn des Grußwortes des Rektors stand die Nachricht vom Beitritt des Bistums Aachen in den Trägerverein, der den Trägerkreis Sankt Georgens erweitert und die Hochschule sehr freut.

Die Hochschule konnte im vergangenen Jahr die erfreulichen Ernennungen von Wolfgang Beck zum Professor für Pastoraltheologe und Homiletik und von Andreas Bieringer zum Professor für Liturgiewissenschaft verkünden, deren Antrittsvorlesung bereits stattgefunden haben bzw. im kommenden Semester stattfinden werden. Antritt und Abschied liegen manchmal eng beieinander: Im kommenden Sommersemester wird die Hochschule sich von P. Klaus Schatz SJ mit einem Akademischen Festakt verabschieden und P. Heinrich Watzka SJ, der am 31. März 2023 emeritiert wird, wird seine Abschiedsvorlesung halten. Prof. Meckel gratulierte zudem im Namen der Hochschule Prof. Theresia Hainthaler, die anlässlich ihres 75. Geburtstags mit einem Festakt von der Stiftung PRO ORIENTE für ihr wissenschaftliches Wirken geehrt wurde und in dessen Rahmen die Prof. Hainthaler gewidmete Festschrift „Patrologie und Ökumene“ präsentiert wurde. Zudem bedankte sich der Rektor bei den beiden AStA-Vorsitzenden Mirjam Schliephak und Felix Lamberti, deren Amtsperiode mit diesem Wintersemester enden wird, für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit.

Erfreulich und auf einem stabilen Niveau sind auch die Studierendenzahlen der Hochschule, deren Studiengemeinschaft überdiözesan, international und von der Weltkirche geprägt ist.

Die internationale Vernetzung der Hochschule gilt in zweierlei Richtungen, zum einen durch die Internationalität der Studierenden vor Ort, die Sankt Georgen als Ort der Weltkirche prägen und profilieren, und zum anderen durch die verschiedenen Gesprächs- und Kooperationspartner. Der Rektor berichtete beispielhaft von den weltweiten Netzwerken des Jesuitenordens über das sog. Kircher-Netzwerk sowie von der im vergangenen Sommer in Kooperation mit dem Institut für Weltkirche und Mission veranstalteten Summerschool in Nairobi (Kenia), in der die Studierenden weltkirchliche und interkulturelle Erfahrungen sammeln konnten.

Des Weiteren erläuterte der Rektor, dass im kommenden Wintersemester der berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ starten wird. Er ermöglicht die gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Berufe unter einem Dach und erweitert das Lehrangebot der Hochschule inhaltlich und auch organisatorisch. Der Studiengang ist ein in Absprache mit den Trägerdiözesen der Hochschule genuin neu konzipierter Studiengang mit eigens entwickelten interdisziplinären Lehrveranstaltungen. Hinsichtlich der Studiengangsentwicklung der Hochschule ist auch das Studienprogramm Philosophicum, das auf Grundlage einer Anerkennungsvereinbarung mit der Hochschule für Philosophie München zu einem Bachelor in Philosophie ausgebaut werden kann, sowie der duale Master Studiengang Sozialethik im Gesundheitswesen in Kooperation mit dem Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität zu nennen.

Vom 16.-18. Juni 2023 wird das Campusfest unter dem Titel „Berufen zum Leben“ stattfinden, das von der Hochschule Sankt Georgen und dem Berufungscampus veranstaltet wird und zu dem der Rektor alle Interessierten herzlich einlädt. Der Berufungscampus befindet sich momentan im weiteren Aufbau. Es gibt bereits jetzt vielfältige Kooperationen mit der Hochschule, beispielsweise im neuen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang, und er wird mit dem Hochschulcampus auf verschiedenen Ebenen künftig weiter verzahnt werden.

Im Anschluss hielten Provinzial P. Dr. Bernhard Bürgler SJ und der Ko-Vorsitzende des AStA Felix Lamberti zwei Grußworte. Provinzial P. Dr. Bürgler betonte die Bedeutung der Hochschule Sankt Georgen. Zugleich bedankte er sich bei allen, die Sankt Georgen weiterentwickeln, um die Hochschule zukunftsfähig aufzustellen. Im Zentrum des kurzen Grußwortes von Felix Lamberti stand das Buch „Demokratie braucht Religion“ von Hartmut Rosa. Demokratie braucht laut Rosa Religion, weil sie Resonanz schafft. Außerdem soll Kirche nicht nur angerufen werden, sondern sich auch affizieren lassen. Eine Kirche die „auf-hört“, sei eine Kirche in der Wandlung geschieht und die zukunftsfähig ist.

Der Festvortrag von Kardinal Jean-Claude Hollerich stand unter dem Titel „Wird die Kirche in Europa zukunftsfähig sein? Wie sind Reformen möglich?“. Kardinal Hollerich ist seit 2011 Erzbischof von Luxemburg und wurde 2019 von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt. Der Vortrag beschäftigte sich mit der Krise der Kirche in Europa, die vor allem eine Krise der Glaubensvermittlung sei. Viele Menschen in Europa könnten die Begrifflichkeiten des Christentums nicht mehr begreifen. Deswegen befinde sich Europa in einem großen zivilisatorischen Wandel. Glaubensvermittlung könne in dieser Situation künftig vor allem durch authentisches und zugewandtes Handeln aller Gläubigen und glaubwürdiges Zeugnis vom christlichen Glauben gelingen. Der Anspruch der Christen müsse es somit sein, so zu handeln wie Christus. Das bedeute eine Haltung der Offenheit und der bedingungslosen Annahme von Menschen, was allerdings nicht mit einer Aufgabe der Lehre zu verwechseln sei. Zentral sei dabei, dass Begegnung an erster Stelle der Verkündigung stehe. Als entscheidenden Aspekt sieht Kardinal Hollerich unter anderem die Rolle der Frau in der Kirche, die sich verändern müsse: Frauen sollen Subjekt in der Kirche werden. Der Aufbruch könne nur gelingen, wenn alle Getauften gemeinsam aufbrechen und einander zuhören.

Der festliche Abend, musikalisch gerahmt durch das Kolibri-Quartett, wurde mit einem Empfang im Atrium der Hochschule abgeschlossen.

Eine ausführliche Darstellung des Festvortrags von Kardinal Hollerich ist zu finden unter: https://www.katholisch.de/artikel/43283-kardinal-hollerich-wir-werden-kein-christliches-europa-mehr-haben

 

 


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