„Vom Duhr zum Schatz“ – Festakt zum 85. Geburtstag von P. Klaus Schatz SJ

Am Mittwoch, den 24. Mai 2023 fand um 18:30 Uhr in der Aula der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen ein feierlicher Festakt anlässlich des 85. Geburtstags von P. Klaus Schatz statt. Musikalisch gerahmt wurde der Abend von Nina Steinbronn (Traversflöte) und Brigitte Hertel (Cembalo) unter der musikalischen Leitung von Dr. Helmut Föller mit Musik vom Hof Friedrichs des Großen. Höhepunkt des Abends war der Festvortrag von Prof. Dr. Markus Friedrich, Ordinarius für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg, mit dem Titel „Aus der Vorgeschichte von 'Inkulturation'. Die deutsche Gesellschaft Jesu und das Nachdenken über Mission zwischen Kaiserreich und Zweitem Vatikanum“.  

Zu Beginn des Festakts begrüßte der Rektor der Hochschule Prof. Dr. Thomas Meckel alle analog anwesenden und online zugeschalteten Gäste. In seiner Laudatio, die der aus P. Schatz Sammlung von Tipps für Prüfungssituationen stammenden „Spinat-Fleisch-Regel“ folgte, warf er einen Blick zurück auf P. Schatz Leben und Wirken in Sankt Georgen. Gemäß der „Spinat-Fleisch-Regel“ solle der Prüfling dem Prüfer erst ein paar handfeste Fakten („Fleisch“) geben und die weitere Zeit dann mit zeitfüllenden Erzählungen („Spinat“) auffüllen. So gestaltete auch der Rektor seine Laudatio in Form einer Mischung zwischen handfesten Fakten („Fleisch“) und humorvollen Anekdoten („Spinat“).

Zunächst zum „Fleisch“: Klaus Schatz SJ trat 1962 in den Jesuitenorden ein, studierte in Mainz, München, Münster und Sankt Georgen und wurde 1975 an der kirchenhistorischen Fakultät der Gregoriana promoviert. Im Anschluss daran lehrte er bis zu seiner Emeritierung 2006 als Professor für Kirchengeschichte an der Hochschule Sankt Georgen. Pater Schatz hat zahlreiche grundlegende Werke – unter anderem zur Geschichte des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) und zum päpstlichen Primat – verfasst. Eines seiner am meisten gelesenen Bücher ist die „Kirchengeschichte der Neuzeit II“ (1989), das auch in mehrere moderne Sprachen übersetzt wurde. Eine mindestens genauso weite Verbreitung erlangte auch der Band „Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte“ (1996). Zwischendurch etwas Spinat: Der Rektor berichtete auch vom aus P. Schatz Prüfungssammlung stammenden „Vogel-Nest-Trick“. Hierbei solle der Studierende bei einer Prüfungsfrage, die eine Wissenslücke offenbart, die Antwort mit einer inkorrekten Behauptung zu einem anderen Thema einleiten, zu dem der Prüfling fundiertes Wissen besitzt und sich nur flügellahm stellt. Der Prüfer werde es sich nicht nehmen lassen, zu diesem Thema nachzufragen, sodass der Studierende dann triumphal auffliegen könne. Nun wieder zu handfesten Fakten („Fleischstücken“): Im Jahr 2013 veröffentlichte P. Schatz in Nachfolge von Bernhard Duhrs „Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge“ eine fünfbändige „Geschichte der deutschen Jesuiten“ von 1814 bis 1983 – vom „Duhr“ zum „Schatz“ – und im Laufe der Jahre eine beindruckende Anzahl weiterer Monografien – zuletzt zur Geschichte der Jesuiten in der Schweiz, in Österreich und in Schweden. Vor wenigen Wochen erschien „Kirche der Einheit und der Reform. Gesammelte Aufsätze zum Ersten Vatikanischen Konzil und zum päpstlichen Primat“ (2023). Zudem berichtete der Rektor auch über die rund 16.000 Stunden, die Pater Schatz für seine Forschungen in den vatikanischen Archiven verbrachte. Aber nicht nur für dieses beeindruckende Œuvre ist P. Schatz hoch anerkannt und geschätzt, sondern auch als Dozent, Redner und Prediger – vor allem aber: als Mensch.

Geprägt und inspiriert von P. Schatz Werken sprach der Festredner Markus Friedrich über den Missionsdiskurs in der Zwischenkriegszeit. Er ging auf den Wandel des Missionsverständnisses deutscher Jesuitentheoretiker nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) ein. Dominierte vorher noch das Konzept einer nationalistischen Mission, so wurde sie nun auf mehr Internationalismus hin ausgerichtet; hinzu trat eine Relativierung der Normativität der europäischen Erscheinungsformen des Christentums verbunden mit einem Übergang zu einem indigenen Christentum katholischer Prägung, der häufig mit dem Begriff der Akkommodation umschrieben wird. Aus diesem antinationalistischen, internationalistischen, universalistischen und pro-akkommodationistischen Missionsverständnis der Zwischenkriegszeit ergeben sich zwei Konsequenzen: zum einen die Unterstützung eines indigenen Klerus, der für eine aktive Christianisierung und eine Hinführung zur Eigenständigkeit entscheidend ist, und zum anderen die Entstehung einer neuen indigenen christlichen Kunst, die die Vielfalt und den Wert der Kulturen zum Ausdruck bringt.

Abgerundet wurde der Abend im Anschluss an den sehr gut besuchten Festakt mit einem Empfang im Atrium der Hochschule.

 

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