Ein Nachruf von Stadtpfarrer Dr. Johannes zu Eltz (Alumnus der Hochschule Sankt Georgen)
Zum ersten Mal begegnet bin ich Franz Kamphaus Ende 1984 als angehender Seminarist bei den Tagen zwischen den Jahren im Limburger Priesterseminar. Mit jedem Teilnehmer führte er ein Einzelgespräch. Ich hatte damals zu fast allem eine entschiedene Meinung, er hat mich angehört und ausreden lassen. Er war ein guter Zuhörer. Den Gesprächspartner durch verständnisvolle Laute zu ermuntern und durch Nachfragen am Reden zu halten, das war seine Sache nicht. Das Schweigen, das dann zwischen beide fallen konnte, musste man aushalten. Seine Wohnung im Priesterseminar, in die er zu Gesprächen einlud – edle Einfachheit – hat mir Eindruck gemacht. Es war zum Wohlfühlen, aber nicht zum Zurücklehnen. Nach Aulhausen hat er die Sachen mitgenommen. Franz Kamphaus ging nicht mit der Mode.
Besser kennengelernt haben wir uns auf den Wanderungen durch die Bezirke des Bistums, die der Bischof damals im Sommer mit Seminaristen unternahm. Ich glaube, da war er ganz in seinem Element. Elementarisiertes Leben. Ein rot-weiß kariertes Hemd und kein zweites, wie in der Botenregel. Kein unnützes Gerede und Getue. Unterwegs sein, ein Ziel ansteuern, gemeinsam etwas erfahren. Abends war frohe Geselligkeit. Einer hatte eine Gitarre dabei, wir haben viel aus der Mundorgel gesungen. Der Bischof brachte ein Lied ein, das hatte diesen Refrain: „Und der eine trinkt Champagner, den der Himmel ihm beschert, und der andere all die kleinen Kümmelken, die er findet auf der Erd´“. Es ging auch mit „Havanna“ und „Stümmelken“, Zigarettenkippen, die man auf der Straße findet. Das ist mir im Gedächtnis geblieben. Franz Kamphaus war ein Asket. Er aß maßvoll, trank wenig, verabscheute Tabakrauch und musste sich zusammenreißen, um nicht die von uns zu ermahnen, die er übergewichtig fand. Aber er war dabei leib- und lebensfreundlich. Er hatte Humor und ein wunderbares Lachen. Er konnte selber genießen und, noch wichtiger: Er gönnte anderen den Genuss, er freute sich an unserem Vergnügen, in einer großen Bandbreite, über seine Geschmacksgrenzen hinaus.
Franz Kamphaus wollte Menschen nicht nach seinem Bilde formen. Sonst wäre er, anziehend wie er war, ein gefährlicher Mann geworden, ein Rattenfänger. Er wusste darum, dass es unter Gottes Ebenbildern die einen und die anderen gibt, und er hat sich – vielleicht in einer inneren Lebensarbeit – dazu bestimmt, das gut zu finden. Seine förderliche Geduld mit schwierigen Menschen und die Bereitschaft, Vertrauen zu schenken, ohne Tribut zu verlangen: so geht Führung, die zu etwas dient. Das Schweigen des Bischofs in der Öffentlichkeit nach seinem Rücktritt und die von seinem Willen, nicht vom Verfall der Kräfte bestimmte Konzentration auf immer weniger haben mich tief beeindruckt. Auf eine ganz zurückhaltende Weise hat Franz Kamphaus mich mit Freundschaft beschenkt. Das ist ein Glück in meinem Leben. Gott habe ihn selig.
Johannes zu Eltz