„Katholische Sexuallehre – Anschluss gefunden?“ – Mitglieder des Synodalforums IV zu Gast beim zweiten Sankt Georgener Abendgespräch

Das zweite Sankt Georgener Abendgespräch in der Reihe „Nach dem Synodalen Weg auf der richtigen Spur?“ in der Aula der Hochschule Sankt Georgen wurde von Dr.in Edeltraud Koller, Professorin für Moraltheologie an der Hochschule Sankt Georgen, am Mittwoch, den 10. Mai, moderiert. Die Podiumsdiskussion stand unter dem Thema „Katholische Sexuallehre – Anschluss gefunden?“. Zu Gast waren zwei Mitglieder der Synodalversammlung und des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalen Wegs: Birgit Mock (Hildegardis‐Verein) und Gregor Podschun (BDKJ).

In ihren Eingangsstatements stellten sowohl Gregor Podschun als auch Birgit Mock dar, worin sie die wichtigsten Erfolge und Misserfolge des Synodalen Wegs beim Thema der Sexualmoral sahen.

Gregor Podschun, der hauptamtliche BDKJ-Bundesvorsitzende, ging zu Beginn auf die Frage ein, ob mit dem Synodalen Weg der Anschluss der katholischen Sexuallehre an die Erfahrungen der Glaubenden gelungen sei. Dabei setzte er ein klares Statement: Der Anschluss sei nicht erreicht worden, was sich bereits an der Ablehnung des Grundlagentextes durch die Bischöfe zeige. Podschun sah in der synodalen Arbeit ein ständiges Abwägen und Eingehen von Kompromissen, damit kleine Schritte gegangen werden konnten. Doch die Frage bleibe offen, woran Anschluss gefunden werden solle: an die Gesellschaft, an die MHG-Studie oder an die Theologie und Humanwissenschaften? Dennoch gebe es auch Erfolge. Die Segensfeiern seien aus der Grauzone herausgeholt worden und nun für alle möglich. Dies bleibe ein letztlich kleiner Erfolg. Denn er sei ein Kompromiss, den es nur gebe, weil der Beschluss die „Ehe für alle“ nicht fordere. Außerdem wurde der Blick auf die Vielfalt der Geschlechter geöffnet und diese als gleichberechtigt akzeptiert. Einen dritten Punkt, den er nannte, der allerdings auch stark von der Bewegung „Out in Church“ initiiert wurde, ist die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechtes. Angesichts der beschlossenen Bitte an den Papst, die kirchliche Lehre in Fragen der Homosexualität zu überprüfen, war für Podschun die Frage zentral: Was sind nun weitere Schritte?

Birgit Mock ist Geschäftsführerin des Hildegardis-Verein e.V. und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Sie war eine der beiden Vorsitzenden des Synodalforums IV zu Sexualität und Partnerschaft. Das Synodalforum habe seine Aufgabe in der Anwaltschaft für die Sexualität gesehen und erkannt: Sexualität müsse neu bewertet werden und eine neue Reflexion erhalten. Sexualität sei eine positive Kraft und weise mehr Perspektiven auf als allein die Fortpflanzung. Sie sei auch beziehungs- und identitätsstiftend. Mock betonte, das Anerkennen der Geschlechtervielfalt im Synodalen Weg stelle einen avantgardistischen Schritt dar, denn auch auf staatlicher Ebenen sei noch keine zufriedenstellende Lösung dazu gefunden. Auch Mock sah die Ablehnung des Grundlagentextes als schweren Schlag, konnte allerdings auch etwas Positives sehen: Mit diesem Text werde in vielen anderen Kontexten weitergearbeitet, er sei in den Diskurs miteingebunden. Für Mock sei der Synodale Weg ein Aufschlag gewesen, jetzt gehe die Arbeit erst los.

Neben diesen ersten Statements wurde über den Zusammenhang von Sexualmoral und Missbrauch im Raum der Kirche diskutiert. Es müsse festgehalten werden, dass innerhalb der katholischen Kirche beim Themenbereich der Sexualmoral große Uneinigkeit bestehe. Es sei ein Abwägen der Bischöfe zwischen Gehorsam dem Papst gegenüber und Einheit mit dem Papst auf der einen Seite und dem Auftrag, Menschen zu schützen, auf der anderen Seite. Zum Abschluss wurde die Diskussion für die Zuhörerinnen und Zuhörer geöffnet.

Das nächste Abendgespräch am Mittwoch, den 31. Mai, befasst sich mit dem Thema „Kooperative Leitungsformen und Spiritualität der Leitungspersonen“. Zu Gast sind Bischof Dr. Peter Kohlgraf (Mainz) und Schwester M. Karin Berger OSF (Kloster Sießen). Die Abendgespräche finden in Präsenz mit Online-Übertragung statt. Weitere Informationen zu den Abendgesprächen finden Sie auf unserer Homepage.

 

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