Hochschule trauert um Dr. Georg Miczka

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen trauert um den langjährigen Direktor der Bibliothek Dr. Georg Miczka, der am 30. März 2023 verstorben ist.

Dr. Georg Miczka wurde am 30. Januar 1936 in Frankenstein in Schlesien geboren. Nach Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er an der Universität Bonn die Fächer Geschichte, Katholische Theologie, Lateinische Philologie und Philosophie. Im Jahr 1961 legte Georg Miczka die 2. Theologische Abschlussprüfung ab und war zunächst als wissen­schaftliche Hilfskraft beschäftigt und danach mit der Verwaltung einer Assistentenstelle am Historischen Seminar der Universität beauftragt. Im Jahr 1968 promovierte er dann an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn mit einer kirchengeschichtlichen Studie über das Kirchenbild bei Johannes von Salisbury. Die Erarbeitung seiner Dissertation erfolgte vor dem Horizont der zeitgenössischen Diskussion des Zweiten Vatikanischen Konzils um die Erneuerung des Kirchenverständnisses und des damals neu erwachten Interesses an der Ekklesiologie. Auf diesen Zusammenhang wies er im Vorwort seiner Studie explizit hin, die er auch als ein Beitrag der historischen Forschung verstand, „Fragen der Gegenwart klären zu helfen“. Ab 1969 arbeitete Miczka als wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar der Universität Bonn, bis er sich im Jahr 1980 für eine bibliothekarische Laufbahn entschied und als Referendar an der dortigen Universitätsbibliothek die Ausbildung zum Höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken begann. Ein Jahr später wechselte er an die Bibliotheksschule in Frankfurt am Main, um den theoretischen Teil der Ausbildung fortzusetzen. Nach Ablegung der bibliothekarischen Staatsprüfung im Jahr 1982 trat Miczka in den Dienst unserer Hochschule ein, wo er zunächst als wissenschaftlicher Bibliothekar für die Bereiche Katalog, Ausleihe und Information und die Einrichtung und Organisation im Zusammenhang mit dem damals noch in der Bauphase befindlichen, heutigen Bibliotheksgebäudes zuständig war. Eine seiner wesentlichen Aufgaben bestand darin, die sechzehn, an verschiedenen Standorten der Hochschule untergebrachten Seminarbibliotheken in die beiden Lesesäle des Neubaus zu integrieren und die Überführung der Valkenburger Bestände in das Kompaktmagazin des neuen Bibliotheksgebäudes zu planen. Überdies galt es, eine neue Benutzungsordnung zu erarbeiten, die den Erfordernissen des Neubaus entsprach. Nach gut zwei Monaten, in denen ca. 330.000 Bände bewegt und ca. 15.000 Bücher umsigniert worden waren, konnte die Bibliothek am 1. Oktober 1984 ihren Betrieb im neuen Gebäude wiederaufnehmen.

Nach erfolgreicher Bewältigung dieser Aufgaben übernahm Georg Miczka am 1. Oktober 1985 in Nachfolge des bisherigen Bibliotheksdirektors, P. Günter Switek, die Leitung der Bibliothek. Die folgenden Jahre waren v.a. von der Konsolidierung des Bibliotheksbetriebs im neuen Gebäude, der Aktualisierung der internen Geschäftsgänge und der Verbesserung der Personalsituation geprägt. In seine Amtszeit fiel auch der sich gegen Ende der 1980er Jahre beschleunigende Einzug der EDV in die Bibliotheken, der eine tiefgreifende Änderung aller bibliothekarischen Arbeitsabläufe mit sich brachte. So stellte auch Miczka 1994 erste Überlegungen zur EDV-Katalogisierung an, von der er sich Rationalisierungseffekte bei den Katalogarbeiten und eine bessere Erschließung der Bibliotheksbestände versprach. Nach Prüfung der finanziellen und organisatorischen Fragen entschloss sich die Hochschule im Jahr 1996 auf sein Anraten hin, dem Hessischen Bibliotheksinformationssystem (Hebis) beizutreten und künftig die Neuerwerbungen der Bibliothek auf der Basis der Bibliothekssoftware PICA zu erfassen. Wenngleich damals auch andere technische Lösungen möglich gewesen wären, sollte sich diese Entscheidung für eine Partnerschaft mit der hiesigen Universitätsbibliothek und die Verbundkooperation im Hinblick auf die damit einhergehenden Möglichkeiten der Inanspruchnahme künftiger Verbunddienstleistungen als sehr weitsichtig erweisen. Diese grundsätzliche und weitreichende Entscheidung für die EDV-Katalogisierung wurde dann auch im bibliothekarischen Arbeitsalltag konsequent und engagiert umgesetzt, so dass schon nach neun Monaten fast 3.800 Bände im elektronischen Katalog verzeichnet und über das Internet recherchierbar waren. Und von Anfang an wurde unter seiner Leitung auch die Retrokonversion der im Zettelkatalog verzeichneten Bestände in Angriff genommen, die ebenfalls relativ zügig voranschritt. So waren etwa fünf Jahre nach Einführung der EDV-gestützten Katalogisierung bereits 40.000 der damals 390.000 Bände der Bibliothek im elektronischen Katalog verzeichnet. Anfang 2001 trat Georg Miczka in den wohlverdienten Ruhestand und konnte seinem Nachfolger die Leitung der Bibliothek übergeben. Auch nach seiner Pensionierung blieb er der Bibliothek Sankt Georgen verbunden, besuchte hin und wieder Veranstaltungen und verfolgte ihre Weiterentwicklung über viele Jahre hinweg mit wachem Interesse. Am 30. März 2023 ist er nun im Alter von 87 Jahren verstorben.

Wer in all diesen arbeits- und ereignisreichen Jahren Georg Miczka begegnete, konnte einen engagierten, kenntnisreichen und umsichtigen Bibliotheksleiter und Menschen erleben, der den hohen Einsatz für seine Bibliothek mit persönlicher Bescheidenheit, Freundlichkeit und rheinischer Lebensfreude verband. Die Hochschule und ihre Bibliothek, um die er sich verdient gemacht hat, nehmen Abschied von Dr. Georg Miczka und gedenken seiner in großem Respekt und in bleibender Dankbarkeit.

 

Prof. Dr. Thomas Meckel
Rektor der Hochschule
Dr. Michael Becht
Bibliotheksdirektor
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