Beschreibung des Bauvorhabens und Pläne
P. Josef Schuster, Rektor des Jesuitenkollegs, zum neuen Hochschulgebäude:
Während ich diese Zeilen schreibe, wird gerade die seit 1993 nicht mehr benutzbare Kollegskirche abgebrochen. Vom ehemaligen Hochschultrakt werden nur noch für wenige Tage die Hörsäle 1 und 2 (früher Refektor SJ und Gästerefektor) zu sehen sein.
Schon länger - nicht zuletzt auf Drängen des TÜV hin - waren wir mit der Notwendigkeit einer umfassenden Renovierung des Hochschultraktes konfrontiert.
Unsere Architekten entwarfen verschiedene Varianten:
* Renovierung der Hochschule mit der alten Kollegskirche (V 1),
* Teilrenovierung (Hörsäle 1+2) und Teilneubau (V 2) oder
* kompletter Ersatzbau (V 3).
Die Fachleute rieten uns zu einem Ersatzbau (V 3), da die Differenz der Kosten der jeweiligen Varianten (V 1 und V 2) zu den Kosten eines Ersatzbaus wegen der weitaus geringeren laufenden Betriebskosten eines Neubaus (Senkung um mindestens 50%) in absehbarer Zeit aufgewogen würde. Nach dem inzwischen gutgeheißenen Entwurf werden wir das Volumen des derzeit umbauten Raums der Hochschule (mit der alten Kollegskirche) um die Hälfte reduzieren.
Wenn Abriss und Neubau nach dem Zeitplan der Architekten verlaufen, werden wir ab dem Wintersemester 2004/05 die Räume des Neubaus der Hochschule nutzen können.
Bis dahin stehen der Hochschule die Räume im Erdgeschoss des Priesterseminars und die Räume eines Containers an der hinteren Stirnseite der Seminarkirche für den Lehrbetrieb und für ein AStA-Büro zur Verfügung.
Der rot umrandete Teil ist inzwischen (20. Mai 2003) "zurückgebaut".
Das künftige neue Hochschulgebäude: rechts.
Während der Bauzeit "Hochschule-Provisorium" neben der Seminarkirche
und weitere Hörsäle im Gebäude des Priesterseminars.
Die Architekten Kissler + Effgen zum Bau:
HÖRSAAL- UND INSTITUTSGEBÄUDE DER PHILOSOPHISCH - THEOLOGISCHEN HOCHSCHULE SANKT GEORGEN e.V.
"Symbiose von Natur und Gebautem"
SITUATION
Auf dem Gelände der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen entsteht ein neues Hörsaal- und Institutsgebäude.
Die Entscheidung für einen Neubau wurde notwendig, weil die in mehreren Etappen gewachsene Gebäudestruktur mit Ursprung in den 50er Jahren nicht zeitgemäß umzubauen oder zu sanieren war. So werden jetzt die bestehenden Hochschulgebäude, die Aula und eine seit mehreren Jahren ungenutzte Kapelle zurückgebaut und durch einen neuen, sich eigenständig präsentierenden Kubus ersetzt. Dieser löst sich in Anlehnung an die freistehende Figur der Seminarkirche vom Bestand ab und gibt dem gewachsenen und verwobenen Altbaubestand, unterstützt durch die klare Formensprache, ein kompaktes eigenständiges Gegenüber.
Der entstehende Freibereich zwischen Neubau und Mensa definiert ein neues Bindeglied, den Hochschulcampus als gemeinsamen zentralen Platz.
INNERE STRUKTUR
Die innenräumliche Organisation ist in ein klares Ordnungsprinzip eingebunden. In einem quadratischen Grundriss werden die dienenden Funktionen in den massiven Gebäudeecken angeordnet, die gleichzeitig alle Lasten des Gebäudes tragen. Dazwischen spannen sich jeweils die Hauptnutzungen der Hörsäle (EG), Seminarbereiche (1.OG) und Büros (2. und 3.OG). Diese 4 Geschosse sind über einen zentralen, sich nach oben kegelförmig aufweitenden Luftraum miteinander verbunden. Dieses zentrale Atrium ermöglicht Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Ebenen und fördert die Kommunikation untereinander. Nach oben schließt der Luftraum mit einer im Durchmesser 11,5 Meter großen Überkopfverglasung ab.
GESTALT
Der Neubau zeigt sich nach außen als geometrisch klar definierter Kubus.
Alle Räume präsentieren sich sehr offen und sind raumhoch verglast, um einen ungehinderten Ausblick in den umgebenden Park zu ermöglichen. Die Vernetzung zwischen Innenraum und Umgebung wird durch umlaufende Balkone gefördert, die jederzeit zugänglich sind und auch als Fluchtwege fungieren.
Die klare kubische Figur wird unterstützt durch eine zweite Haut, die sich als feines, silbrig schimmerndes Seilnetz über das gesamte Gebäude legt. Dieses membranartige Gewebe wird von den Gebäudekanten beginnend im Laufe der Jahre von wildem Wein überwuchert. Die Pflanzen sollen kontrolliert Besitz von der Fassade ergreifen und die Symbiose von Natur und Gebautem, von Parklandschaft und Nutzer versinnbildlichen.
Kissler + Effgen Architekten BDA, Wiesbaden
März 2003
Erdgeschoss, Vorlesungssäle
Zweites Stockwerk für Institute
Querschnitt