Roman Beck: Vertrauen durch Transparenz. Über die Bedeutung des Transparenzregulativs für die Grundlage zwischenmenschlicher Interaktionen

Entgegen ihrer Wertschätzung als wichtiges gesellschaftliches Regulativ wird „Transparenz“ zunehmend als Gefahr für den sozialen Zusammenhalt stilisiert. Bedenkenträger wie Onora O’Neill oder Byung-Chul Han verfechten die These, dass Transparenzregulierungen eine Kultur des Misstrauens produzierten, da Transparenz ein Antagonist für vertrauensvolle Beziehungen sei. Im vorliegenden Paper wird der Frage nachgegangen, ob diese These haltbar ist, indem der systematische Zusammenhang zwischen Vertrauen und Transparenz analysiert wird. Hierzu wird das Transparenzverständnis der genannten Autoren untersucht und mit empirisch-ideengeschichtlichen Befunden verglichen. Im Anschluss an Martin Hartmann wird ein philosophisches Vertrauenskonzept entfaltet, welches eine präreflexive und rationale Komponente verbindet. Innerhalb des Kanons der rationalen, vertrauensgenerierenden Gründe lässt sich die Herstellung von „spezifischer Transparenz“, sofern sie bestimmten Qualitätskriterien entspricht, problemlos verorten. Wenn Transparenz letztlich ein reguläres und sinnvolles Glied innerhalb der Praxis des Vertrauens ist, dann muss die These der transparenzkritischen Autoren als haltlos zurückgewiesen werden.

Contrary to its previous appreciation, transparency is increasingly regarded as undermining social cohesion. Prominent sceptics like Onora O’Neill and Byung-Chul Han maintain that excessive transparency standards produce a culture of suspicion, since transparency would be an antagonist for trustful relationships. This paper explores the question whether and to what extent the critical assumption of O’Neill and Han is tenable. First, their understanding of transparency is contrasted with empirical and historical findings. Secondly, following the convincing approach of Martin Hartmann a philosophical concept of trust is developed comprising both a preflexive and rational component. In this perspective, “specific transparency,” which satisfies certain quality criteria, can be interpreted as a trust generating reason. If ransparency is a regular and reasonable link within enduring trust practises, the assumption of the afore mentioned transparency sceptics must be strongly rejected.

Keywords: transparency, trust, trustworthiness, practical reasoning, social interaction


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