Klaus Vechtel SJ: Musste Jesus für uns leiden? Soteriologie und Gottesbild

Der Tod Jesu am Kreuz und der Glaube an seine erlösende Bedeutung ist immer wieder Anfragen ausgesetzt, die den Kern des christlichen Glaubens an Gott betreffen: Warum musste Jesus leiden? Ist der christliche Glaube an die Heilsbedeutung des Todes Ausdruck eines Gottesbildes, das Gewalt und Leiden verherrlicht? Um auf diese Frage eine Antwort zu geben, wird zunächst auf die Debatte eingegangen, die ein theologisches Streitgespräch zwischen den beiden renommierten Systematikern Magnus Striet und Jan-Heiner Tück über den christlichen Erlösungsglauben ausgelöst hat. Die in dieser Debatte aufgeworfenen Fragen lassen sich auf zwei grundlegende Deutungsmodelle des Todes Jesu beziehen, in denen der Tod zum einen als Zeichen der erlösenden und vergebungsbereiten Liebe Gottes, zum anderen als stellvertretendes und so die Erlösung und Versöhnung bewirkendes Handeln Gottes in seinem Sohn beschrieben wird. Wenn jedoch Jesu Kreuzestod weder als bloß äußerliches Zeichen der Liebe Gottes noch als notwendig für die Vergebungsbereitschaft Gottes verstanden werden darf, dann – so die hier vertretene These – lässt sich das Erlösungsgeschehen am Kreuz mit Hilfe der Kategorie der sakramentalen Ursächlichkeit verstehen. Jesu Kreuzestod als solidarisches und stellvertretendes Handeln Gottes in seinem Sohn ermöglicht und begründet dabei die „konkrete Freiheit“ des Menschen.


(Seite 341-359)

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