Andreas Koritensky: Der frühe John Henry Newman über Glaube und Vernunft

Die Wurzeln der Glaubensreflexion John Henry Newmans liegen fast alle in seinen anglikanischen Jahren. Insbesondere die Predigten, die er in den Jahren 1826 bis 1843 an der Universität von Oxford hält, vereinen wie in einem Brennspiegel das gesamte Programm seines Denkens. Schwerpunkt ist dabei eine innovative Analyse des Verhältnisses von Glaube und Vernunft, die auf Motive der praktischen Philosophie des Aristoteles und der Tradition des Empirismus zurückgreift. Wie Aristoteles nimmt Newman seinen Ausgangspunkt an der konkreten Phänomenologie des Gläubigen und arbeitet daher zunächst den Zusammenhang von ethischer Charakterbildung und Erkenntnisgewinnung sowie dem Glaubensakt heraus. Dem folgt eine sich immer weiter ausdifferenzierende Analyse der Vernunft, die zu einer neuen Deutung der Rolle der Apologetik und der Theologie führt. Newmans Ansatz bietet eine bedenkenswerte Alternative zu den gängigen Deutungskonzepten von Glaube und Vernunft.



The epistemological und theological framework of John Henry Newman takes shape during his early Anglican period. Especially the sermons preached before the University of Oxford between 1826 and 1843 give a comprehensive view of his thought. They focus on an innovative examination of faith and reason based on his reading of the practical philosophy of Aristotle and the tradition of British empiricism. Like Aristotle, Newman chooses as starting point of his investigation a phenomenology of the concrete faithful. Therefore, he draws our attention to the relation of such epistemic phenomena as insight and belief on the one side and character traits and emotions on the other side. In the later discourses a new concept of reason emerges step by step, that throws a new light on the role of apologetic evidences and theology. Newman’s considerations offer a still underrated alternative to the current discussions on faith and reason.


(Seite 236-260)

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