Werner Löser S. J.: Die konziliare Volk-Gottes-Theologie und das ökumenische Gespräch über die Rechtfertigung

Unter den theologischen Gründen für die abendländische Kirchenspaltung war das unterschiedliche Verständnis der Rechtfertigung des Sünders durch Gottes Gnade besonders folgenreich. So galt und gilt es, dass die Kirchen, die sich aufeinander zubewegen möchten, ihre Rechtfertigungslehren erweitern und vertiefen und so füreinander öffnen. Hier kann die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Kirche sei Gottes messianisches Volk aus den Juden und den Heiden, einen Weg weisen. Sie findet sich vor allem in „Lumen gentium“ Nr. 9. Sie führt zu der Erkenntnis, dass die Kirche ein konkretes jüdisches Erbe in sich trägt. Nimmt man es wahr und lebt man es, so zeigt sich, in wie vielfältiger Weise die Annahme der rechtfertigenden Gnade Züge trägt, die sich aus der Zugehörigkeit zu Gottes messianischem Volk ergeben.



Different understandings of the justification of the sinner by God's grace was one of the major reasons for division in the Western Church. This is why the Churches that are trying to get back together again are expanding and deepening their teaching on justification and thus opening it up to each other. This is where Vatican II's teaching that the Church is God's messianic people "made up of Jews and Gentiles" – found above all in "Lumen gentium" No. 9 – can point the way. For this teaching leads to the recognition that the Church bears within itself a concrete Jewish heritage. To accept and to live this truth enables us to see the many different ways in which the acceptance of justifying grace has aspects that flow from our belonging to God's messianic people.


(Seite 86-94)

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