Edith Düsing: Trinitarische Ontologie und Passiologie der Liebe – Hegels Überwindung der ‚unbefriedigten‘ Aufklärung

In der Streitfrage des Verhältnisses von Vernunft und Glaube sucht Hegel deren Einheit. Die wahre Religion kann für Hegel allein diejenige sein, in der Gott sich offenbart hat; das ist die freie Selbstoffenbarung des verborgenen Gottes. Die christliche Religion ist für Hegel die Religion des Geistes, der Wahrheit und der Freiheit. Er zeigt Entsprechungen von Gottes- und Ichbegriff: Gott als ewige Person und Geist hat den freien, geistbegabten Menschen zum Gegenüber; dem unpersönlichen Gott entspricht der unfreie Mensch, der von Schicksals-, Natur- oder Dämonenangst gezeichnet ist. Hegel unternimmt eine spekulative Ableitung der Trinität; das neuplatonische überseiende Eine wird ontologisch und im Lauf der Ideengeschichte dynamisiert. Seit Tertullian hat Hegel der Vorstellung von der Inkarnation, vom Leiden, ja Tod Gottes, worin die höchste Liebe anschaubar wird, die kühnste gedankliche Fassung verliehen. Das Thema von Gottes Kreuzestod stößt ins Zentrum der Metaphysik vor und verwandelt sie zutiefst.


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