Thomas Marschler: Analogia fidei. Anmerkungen zu einem Grundprinzip theologischer Schrifthermeneutik

Der Begriff analogia fidei wird in der Offenbarungskonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (Dei Verbum 12) unter den hermeneutischen Prinzipien einer theologischen Exegese der Hl. Schrift genannt, durch welche die historisch-kritische Methode bestätigt wird, die aber zugleich deren Zielperspektive zu erweitern suchen. Vor allem Joseph Ratzinger hat diese beiden Schritte der Annäherung an die Bibel sowohl in seinem theologischen Werk als auch in seiner lehramtlichen Verkündigung als Papst immer wieder unterstrichen. Aus begriffsgeschichtlicher Perspektive ist es recht schwierig, analogia fidei exakt gegenüber weiteren theologischen Auslegungsnormen (Einheit der Schrift, Glaubensregel, kirchliche Tradition) abzugrenzen. Der Schlüssel für das systematische Verständnis des Begriffs ist im Spannungsfeld von historischer und dogmatischer Schriftauslegung zu suchen, das notwendigerweise aus der Differenz zwischen Ereignis und Deutung der göttlichen Offenbarung erwächst.

In Dei Verbum 12, analogy of faith is mentioned among the principles of theological exegesis which, while affirming the historical-critical method, at the same time try to widen its scope. Joseph Ratzinger has been continuously emphasizing these two levels of approach to the Bible in his theological contributions as well as in his magisterial teaching as Pope. From the perspective of conceptual history, it proves quite difficult to exactly distinguish analogy of faith from other norms of theological exegesis (unity of Scripture, rule of faith, ecclesiastical tradition). From a systematic point of view, the concept is to be understood in the conflict between historical and dogmatic exegesis of Sacred Scripture necessarily resulting from the difference between the event and the interpretation of divine revelation.


(Seite 208-236)

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