Heinz-Jürgen Görtz: Wir und die Anderen – die Frage nach dem „Subjekt“ in Franz Rosenzweigs geschichtsphilosophischem Konzept des Stern der Erlösung

Der Artikel geht der Frage nach, wie „Wir und die Anderen“ in Rosenzweigs „neuem Denken“ vorkommen, - und das über das Vorkommen als Thema bzw. Gegenstand hinaus im methodischen Sinne der Frage nach dem „Subjekt“ dieses „neuen Denkens“ selbst. Die These bezüglich dieser Frage lautet, dass Rosenzweig das Thema „Wir und die Anderen“ in einer spezifischen „Dia-logik“ von Verwurzelung im Eigenen und Verhältnis zum Anderen austrägt. Spezifisch ist insbesondere sein Rekurs auf die „Tatsachen“ des „Welttags des Herrn“, Schöpfung, Offenbarung und Erlösung, als philosophische Kategorien. Durch sie wäre durchzudeklinieren, wer jeweils „Wir und die Anderen“ sind. Denn im Vorgang des Stern gewinnt mit dem „Wir“ ein „Subjekt“ Gestalt, das den Horizont der Menschheit, des „Wir alle“, gerade deshalb nicht unterbieten kann, weil es im „Gottesgeschehen“ konstituiert und darin der „Weltgeschichte“ ausgesetzt wird. Dass dem so ist, erfährt der Jude Rosenzweig Christen gegenüber und reflektiert er im „Stern der Erlösung“ als Sprachgeschehen insbesondere in seinem Konzept „chorischen Sprechens“. In diesem Artikel wird die These vermittelt durch den Umweg darüber einer Relecture unterzogen, wie Levinas Rosenzweig im „Wir“ des modernen Judentums verortet.

 

This essay is concerned with the question how Rosenzweig’s „new thinking” deals with „We and the Others“, - and this beyond tackling it as a topic or object but in a methodical sense as the question about the „subject” of the „new thinking” itself. Concerning this question, it is the thesis to explore that Rosenzweig ponders „We and the Others” in a specific „dia-logical“ way of becoming deeply rooted in one’s own while being related to the other. He specifically refers to the „facts” of the „World-Day of the Lord” (creation, revelation and redemption) as philosophical categories. They could give the cases of who it is particularly, „We and the Others“: In the process of the Star a „We“ becomes the „subject“ which cannot deny the universal horizon of „We all“ because it is constituted as such in „God’s history“, i.e. the temporal sequence of His World-Day, and therefore exposed to „universal world-history“. That is Rosenzweig’s experience as a Jew face to face with Christians which he reflects upon in the Star as a speech-process, especially in his concept of „choral speech“. In this essay, the thesis is submitted to a relecture by means of a detour, which is made by following Levinas’ way of locating Rosenzweig in the „We” of the modern Jewish community.

 


Artikel herunterladen


Zurück zum Archiv