Michael Seewald: Erkenntnis woher? Der Wandel von Autoritätsbezug und Philosophiebegriff in der Intellektlehre Sigers von Brabant

Abstract Seewald/Siger von Brabant 4/2010

 

 

Siger von Brabant (gestorben 1281/84) vertrat in der frühen Phase seines Wirkens die Theorie einer Einheit des Intellekts, gab diese jedoch unter dem Druck der Verurteilungen von 1270 zugunsten einer an Thomas von Aquin angelehnten Aristotelesdeutung auf. Der vorliegenden Untersuchung geht es darum, eine begriffliche Unterscheidung zwischen „primärer“ und „sekundärer Autorität“ einzuführen und diese auf die Analyse der Autoritätsargumente, die Siger in den verschiedenen Stadien seiner Entwicklung benennt, anzuwenden. Dadurch wird es möglich, die Hierarchisierung philosophischer Erkenntnisorte – welche sich nicht nur bei Siger findet – systematisch präzise zu beschreiben. Historisch gesehen kann die Wandlung der Intellektlehre des Brabanten als eine grundlegende Verschiebung von epistemologischen Autoritätsverhältnissen gedeutet werden.

 

Siger of Brabant (who died in 1281/84) considered in an early phase of his work the human intellect to be a single one. After the condemnation of 1270, he abandons this theory and holds an interpretation of Aristotle which is mainly geared to Thomas Aquinas. The essay aims to introduce a differentiation between a “primary” and a “secondary authority” and to apply this to the analysis of the arguments from authority used by Siger in the several stages of his development. This way, it is possible to describe systematically the graduation of different loci from where philosophical knowledge can be imparted. Historically, Siger’s change can be interpreted as a profound shift of epistemological authorities.

 


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