Michael Kühnlein: Zwischen Vernunftreligion und Existenztheologie: Zum postsäkularen Denken von Jürgen Habermas

Das normative Leitideal des Westens, der politische Liberalismus, ist in eine Krise geraten. Um diese Krise zu überwinden, schlägt Jürgen Habermas eine postsäkulare Erweiterung des nachmetaphysischen Vernunftbegriffs vor. Zentrales Merkmal einer solchen Vernunfterweiterung ist die selbstkritische Distanz zu unsituierten Freiheitskonzeptionen: Nicht mehr die Fähigkeit zur umfassenden Versprachlichung, sondern die Lernbereitschaft gegenüber den Traditionen des Guten zeichnet nunmehr die Reflexivität der Philosophie aus. Die damit verbundene Aufwertung der Religion ist dabei vielleicht das herausragendste Beispiel der Habermasschen Vernunftkritik. Der vorliegende Beitrag untersucht die historisch-hermeneutischen Voraussetzungen dieses Paradigmenwechsels; anschließend wird der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen eine postsäkulare Konzeption des Denkens auf den methodischen Atheismus formal-prozeduraler Gerechtigkeitstheorien besitzt.


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