Dieter Witschen: Trias menschenrechtlicher Verpflichtungen: Achten - Schützen - Gewährleisten. Exemplifiziert anhand des Rechts auf Religionsfreiheit

Angesichts der Komplexität des Menschenrechtsdiskurses ist es hilfreich, Distinktionen vorzunehmen. Unter der Rücksicht der den Rechten korrelierenden Verantwortlichleiten ist neuerdings eine Trias menschenrechtlicher Verpflichtungen in Entwicklung begrif-fen, die Beachtung verdient. Mit ihrer Hilfe kann bewusst gemacht werden, dass eine umfassende Sicherung der Menschenrechte von Seiten ihrer Adressaten sowohl ein Achten als auch ein Schützen als auch ein Gewährleisten verlangt. Mit ihr kann der den Menschenrechtsdiskurs durchziehende Dualismus von negativen Abwehr- und positiven Leistungsrechten überwunden und kann die Interdependenz der Verpflichtungen be-rücksichtigt werden. In exemplarischer Absicht lässt sich die Angemessenheit der Pflichtentrias anhand des Rechts auf Religionsfreiheit aufzeigen. Dieses Recht hat der Staat zu achten, indem er Übergriffe in die religiöse Freiheit der Individuen unterlässt. Er hat es zu schützen, wenn durch Dritte oder Gruppierungen seine Verletzung droht. Und er hat es zu gewährleisten, indem er durch aktives Handeln die Infrastruktur zur Verfügung stellt, die religiösen Individuen wie Gemeinschaften seine Wahrnehmung ermöglicht.

In view of the complexity of the human rights discourse, it is helpful to draw distinc-tions. From the perspective of the responsibilities correlating with the rights, a triad of human rights obligations is recently developing, which deserves attention. With its help it can be made clear that comprehensive safeguarding of human rights demands, from the side of their addressees, respecting as well protecting as well as fulfilling the human rights. In this way the dualism of negative “Abwehrrechte” and positive “Leistungs-rechte”, pervading the human rights discourse, can be overcome and the interdepend-ence of the obligations can be taken into consideration. By way of an example the ade-quacy of the triad of duties can be demonstrated by means of the right of religious free-dom. The state has to respect this right be refraining from infringing upon the religious freedom of individual. It has to protect it, if its violation threatened by other individuals or groups. And it has to fulfill it by providing, through active acts, the infrastructure which enables religious individuals or groups to exercise it.