Dieter Witschen: Warum Rechtsverzicht? Eine Skizze möglicher, insbesondere ethischer Gründe

Die biblisch inspirierte Idee des Rechtsverzichts wird gegenwärtig in der systematischen Ethik kaum eigens behandelt, was seinen wesentlichen Grund darin haben dürfte, dass der Gebrauch eines Rechts als selbstverständlich, der Verzicht als exzeptionell betrachtet wird. In einer Untersuchung ist zunächst eine Verwechselung eines Rechtsverzichts mit ähnlichen Handlungsweisen zu vermeiden, sind nicht-moralische, insbesondere pragmatische Begründungen von ethischen abzugrenzen und ist auf die Existenz von unverzichtbaren Rechten hinzuweisen. Ein legales Recht kann ein Individuum bewusst nicht in Anspruch nehmen, weil es jenes als moralisch illegitim beurteilt. Der Verzicht auf ein auch moralisch anerkanntes Recht kann um höherer moralischer Ziele erfolgen, was im Allgemeinen eine supererogatorische Wirk- oder Ausdruckshandlung darstellt. Er kann spezifisch religiös motiviert sein.

 

The biblically inspired idea of the renunciation of a right is hardly dealt specifically in current systematic ethics, the basic reason of which may be that exercising a right is regarded as a matter of course, renouncing a right as exceptional. In a study, first confusing the renunciation of a right with similar acts is to be avoided, then one has to differentiate between non-moral, especially pragmatic reasons and ethical reasons and finally the existence of inalienable rights has to be stated. An individual can renounce a legal right deliberately, because he considers it to be moral illegitimate. A morally acknowledged right can also be renounced for higher moral purposes, which usually constitutes a supererogatory act. The renunciation can be based on specifically religious motives.


(Seite 81-92)

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