Arslan Topakkaya: Muhammed Iqbals Bewertung von Friedrich Nietzsche in Dschawid-Name (Buch des Dschawid oder Buch der Ewigkeit)

Muhammed Iqbal gilt als ein bedeutender Dichter und Denker der modernen islamischen Welt. Er war davon überzeugt, dass der innere dynamische Geist der westlichen Kultur islamischen Ursprungs ist. Iqbal appelliert an die islamische Welt, sich für die Arbeit am Neuaufbau des Islam zu engagieren. Iqbal sieht Dschawid-Name als die letzte zusammenfassende Darstellung all seiner geistigen Erfahrungen. Der Dichterphilosoph nimmt in Dschawid-Name eine zusammenhängende Bewertung von Nietzsches Denken vor. Es ist festzuhalten, dass der Einfluss von Nietzsches Philosophie auf Iqbal unverkennbar ist. Insbesondere hat die Konzeption des »Übermenschen« auf Iqbals Auffassung des »Vollkommenen Menschen« gewirkt. Zudem ist deutlich geworden, dass der muslimische Intellektuelle der Persönlichkeit und dem Denken des deutschen Philosophen mit besonderer Sympathie begegnet. Es scheint, als fürchte der islamische Dichterphilosoph die Verdammung Nietzsches aufgrund dessen Gottesverleugnung. Daher positioniert er den deutschen Philosophen auf der Grenze zwischen zwei Welten. Leider blieb Nietzsches Denken letztlich jedoch immer dem Menschen verhaftet, so dass er nicht über den Menschen hinaus zu einem Gottesverständnis fortgeschritten ist. Iqbals Bewertung von Nietzsche Philosophie ist als eine Kritik am europäischen Geist zu verstehen. Der muslimische Intellektuelle stellt durch seine Kritik an dem deutschen Denker zugleich die Größe und Grenze seiner Kritik an Europa dar.


(Seite 481-494)

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