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Ulrich Kropač: Rationalität: Trennlinie oder Verbindungsglied zwischen Religion und Mathematik?

Religion und Mathematik: Prima vista scheinen dies zwei diametral entgegengesetzte Disziplinen zu sein, von denen die eine – im schleiermacherschen Sinn – im Bereich von „Anschauung und Gefühl“ angesiedelt ist, während die andere das Paradigma einer beweisenden Wissenschaft darstellt. Rationalität wäre demnach das Scheidewasser zwischen beiden Domänen. Wissenschaftstheoretische Reflexionen zeigen jedoch, dass dieser Antagonismus unhaltbar ist. Auf der einen Seite ist es nämlich möglich, mit Hilfe des Begriffs der religiösen Überzeugung Rationalitätskriterien in das religiöse Feld zu induzieren. Auf der anderen Seite haben die mathematische Grundlagendiskussion und neuere wissenschaftstheoretische Studien zur Mathematik einsichtig gemacht, dass diese einem idealisierten Rationalitätsideal nicht standhalten kann. Bei allen Unterschieden zwischen Religion und Mathematik: Rationalität jedenfalls ist kein Kriterium, das beide definitiv auseinanderdividiert.


(Seite 564-575)

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