Beitrag

Oliver J. Wiertz: Der Eigene und der Wahre Gott

In seiner Monographie „Der eigene Gott“ untersucht der deutsche Soziologe Ulrich Beck die Rolle der Religionen in einer postsäkularen Gesellschaft abseits einer als zwischenzeitlich als falsch erwiesenen Säkularisierungsthese, die das Verschwinden der Religionen behauptet. Die Religionen können nach Beck eine bedeutende Quelle des Kampfes für das Humane in einer sich stets selbst gefährdenden Zivilisation sein, sofern sie sich im Sinne der Friedenssicherung nicht nur gegenseitig tolerieren, sondern mehr noch als Bereicherung erfahren. Becks synkretistisch-plurales Konzept des eigenen Gottes, mit dem auf Basis eines Prinzips der nicht ausschließenden Wahrheit auf die unterschiedlichen Wahrheitsansprüche der Religionen geantwortet werden soll, beraubt letztlich die Religionen ihres kognitiven Gehaltes und ihrer Identität für zumindest einen Großteil ihrer Anhänger. Damit können sie aber nicht mehr die ihnen von Beck zugedachte Funktion erfüllen. Zudem ist das Konzept des eigenen Gottes weder notwendige noch hinreichende Bedingung für ein friedliches Zusammenleben.


(Seite 113-120)

Artikel herunterladen


Zurück zum Archiv