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Tobias Georges: Christiani, veri philosophi, summi logici. Zum Zusammenhang von Christusbezug, Logik und Philosophie nach Abaelards Brief 13

Abaelards Brief 13 ist bisher wenig beachtet worden. In diesem kleinen Werk, in dem er die Anwendung der Dialektik in Fragen des Glaubens und der Schrift rechtfertigt, bringt er seine Ansichten zum Zusammenhang von Christusbezug, Logik/Dialektik und Philosophie in verdichteter Weise zur Sprache: Die Dialektik mit ihrem Vernunftgebrauch ist im Zusammenhang der sacra lectio notwendig und verdankt sich selbst dem Glauben. Christus selbst ist die Wahrheit, der logos und die Weisheit, und folglich sind die Anhänger Christi zugleich beste Logiker und wahre Philosophen. Abaelard vertritt ein explizit christliches Verständnis von Logik und Philosophie. Er schreibt dem Wirken Christi die Dynamik zu, Menschen zu Christen und dadurch zugleich zu Logikern und Philosophen zu machen. Ein Vergleich zum sonstigen Werk Abaelards zeigt, dass diese Gedanken aus Brief 13 repräsentativ für sein Denken sind. So erweist sich das etablierte Deutungsschema, Abaelard sei Vordenker einer von der Theologie emanzipierten Philosophie, als revisionsbedürftig.

 

Abelard’s letter 13 has rather been neglected hitherto. In this letter, in which he justifies his use of dialectics within the field of faith and scripture, he shows in a very concise manner what he is thinking about the connection between being related to Christ, logic/dialectics and philosophy: Dialectics with its use of reason is essential in the context of sacra lectio and derives itself from faith. Christ is himself truth, logos and wisdom, and therefore the followers of Christ are at the same time best logicians und true philosophers. Abelard pleads for an explicitly Christian understanding of logic and philosophy. He ascribes the power to Christ to make people Christians and simultaneously logicians and philosophers. A comparison with Abelard’s other works shows that those ideas from letter 13 are representative of his thought. Thus, the established interpretation of Abaelard as an exponent of a philosophy which is emancipated from theology needs to be reexamined.


(Seite 97-104)

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