Hochschule trauert um P. Medard Kehl SJ

Nachruf P. Prof. Dr. Medard Kehl SJ

Am 23. September 2021 ist P. Medard Kehl SJ in der Seniorenkommunität Peter-Faber-Haus in Berlin-Kladow gestorben. Erst vor wenigen Monaten ist P. Medard Kehl von Sankt Georgen nach Berlin umgezogen, nachdem sein Gesundheitszustand eine intensivere Betreuung notwendig machte. 

Pater Medard Kehl SJ wurde am 9. November 1942 in Berlin geboren und wuchs mit vier Geschwistern in Bonn auf. Über den Bund Neudeutschland, die heutige KSJ, kam er zu den Jesuiten. Er trat 1961 in den Orden ein, verbrachte sein Noviziat in Eringerfeld, das Philosophiestudium in Pullach bei München und studierte Theologie in Frankfurt Sankt Georgen. Seine Promotion verfasste er in Tübingen beim damaligen Professor und späteren Kardinal Walter Kasper über „Kirche als Institution“. Von 1975 bis 2012 lehrte er Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, wo er 1980 zum Professor berufen wurde. Neben seiner Tätigkeit als Professor war er Berater der Deutschen Bischofskonferenz. Von 2000-2004 und 2006-2008 war er Prorektor der Hochschule. 

In der Dogmatik lag der Schwerpunkt seines Arbeitens in der Ekklesiologie. In zahlreichen Veröffentlichungen und in seinem 1992 erschienen Buch „Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie“ war er zutiefst von dem Anliegen bewegt, im Sinne des II. Vatikanischen Konzils die Kirche „in der Welt von heute“ zu verorten. In vielen Vorträgen hat er immer wieder mit christlichem Freimut Stellung genommen zur pastoralen Situation der Kirche heute. Seine ekklesiologischen Arbeiten, aber auch seine Bücher zur Eschatologie (1986) und zur Schöpfungs-lehre (2005) wurden in viele Sprachen übersetzt. In seiner theologischen Produktivität und Originalität war er sich doch bewusst, auf „den Schultern von Riesen“ zu stehen: Wenn man sein Zimmer betrat, sah man auf seinem Bücherregal drei schon verblasste Porträtfotos von Karl Rahner SJ, Hans Urs von Balthasar und Henri de Lubac SJ, die seine Leitsterne waren. So prägte er Generationen von Sankt Georgener Studierenden; der Schülerkreis seiner Doktoranden und Doktorandinnen versammelte sich stets zu P. Kehls Geburtstag zu einem theologischen Austausch.

Vor allen Dingen aber war und blieb P. Medard Kehl immer Seelsorger. Als Seelsorger war er lange Jahre im Theresien Kinder- und Jugendzentrum in Offenbach am Main und in der Pfarrei St. Barbara in Ebersbach im Spessart tätig. Darüber hinaus prägte ihn tief die Seelsorge unter Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung in der Arche-Gemeinschaft bei Basel. Seit dem Jahr 2009 und über seine Emeritierung 2012 hinaus war er zunächst Pfarrer und dann priesterlicher Mitarbeiter in der Gemeinde Herz-Jesu in Oberrad. Die Seelsorge war nicht nur, wie er betonte, seine „erste Liebe“. Theologie und Seelsorge sind für P. Medard Kehl immer innerlich miteinander verbunden gewesen, wie aus seiner Abschiedsvorlesung „Wozu braucht die Seelsorge die Theologie und umgekehrt?“ (2012) hervorgeht. Die Seelsorge war für ihn ein „theologischer Erkenntnisort“ und das theologische Nachdenken über die Kirche hatte bei den Äußerungen des heute gelebten Glaubens im Volk Gottes anzusetzen. 

P. Medard Kehl war ein Mensch, der Freundschaften und Beziehungen in großer Treue pflegte und lebte. Für viele Menschen war er ein gefragter Gesprächspartner und Ratgeber. Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags stellte er seine Predigt in Sankt Georgen unter den Leitspruch „Count the blessings“ (Die Segnungen zählen). Das entsprach zutiefst seinem Glauben: als Mensch, Christ, Ordensmitglied und Priester berufen zu sein, im Segen Gottes zu leben und diesen Segen zu teilen mit anderen Menschen. „Du sollst ein Segen sein“ (Gen 12,2) – in dieser Verheißung Gottes an Abraham sah P. Medard Kehl die Berufung und den Auftrag von Christinnen und Christen in der Welt von heute und nicht zuletzt der christlichen Gemeinschaften und Orden. Für viele Menschen und auch für die Hochschule Sankt Georgen ist P. Medard Kehl ein Segen gewesen. Möge er sich nun des Gottessegens im ewigen Leben des dreifaltigen Gottes erfreuen. 

P. Klaus Vechtel SJ
Prorektor der Hochschule

Prof. Dr. Thomas Meckel
Rektor der Hochschule

 

Die Beisetzung findet am Dienstag, 5. Oktober 2021, um 11.30 Uhr auf dem Südfriedhof, Darmstädter Landstraße 229, 60598 Frankfurt am Main von der Trauerhalle aus statt.

Das Requiem wird anschließend um 13.30 Uhr in der Kirche Sankt Bonifatius, Holbeinstraße 70, 60596 Frankfurt am Main, gefeiert.

Die Corona-Bestimmungen erlauben nur die begrenzte Anzahl von 140 Plätzen in der Kirche. Bitte registrieren Sie sich über https://www.jesaja.org/events/GreMmLjVwXOCkkDK für das Requiem und bringen Sie bitte das Ticket zum Requiem mit.

 

Im Sinne von Pater Medard Kehl bitten wir anstelle von Blumen- und Kranzspenden um eine Spende, die je zur Hälfte an das Theresien Kinder und Jugendhilfezentrums in Offenbach und zur Arche Basel gehen wird. Der Betrag kann an das Kommunitätskonto Sankt Georgen mit dem Verwendungszweck „Beerdigung Medard Kehl“ überwiesen werden.

Pax-Bank, Köln

Empfänger: Deutsche Provinz der Jesuiten K.d.ö.R., Sankt Georgen

Verwendungszweck: „Beerdigung Medard Kehl“

BIC: GENODED1PAX

IBAN: DE 27 3706 0193 4009 2300 20

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