Hugo von Sankt Viktor - Institut
für Quellenkunde des Mittelalters

Gebildetes Papsttum

Das Denken Benedikts XIII. im Spiegel des Handschriftenbestandes seiner Bibliothek

Projektzeit: 1.4.2012-31.3.2015

Der in die Institutionsfrage der Kirche wie keiner seiner Vorgänger und Nachfolger involvierte (Gegen)Papst Benedikt XIII. (1342/43-1423) besaß eine Bibliothek, deren Umfang den der Bibliotheken seiner Vorgänger im Amt und den vieler Bibliotheken Europas zu dieser Zeit übertraf. Der Bestand dieser Bibliothek ist durch die Edition mehrerer Kataloge und Inventare inzwischen gut dokumentiert. Eine erste Studie zur Theologie Benedikts im Spiegel seiner Bibliothek, zunächst für die religionspolemischen Teilbestände, wurde an unserem Institut im Rahmen des SPP 1173 durchgeführt (→ hier).
    Die hierbei gewonnenen Ergebnisse führten zu einer neuen Fragestellung. Benedikt XIII. war von Studium und Beruf Kanonist, und ein belesener Mann. Sein kirchenpolitisches Scheitern hat den Blick auf seine Person oft verstellt oder Forschung zu ihm gar nicht erst aufkommen lassen. Wo sie aber stattfand, fördert sie eine beeindruckende, wenngleich nicht ganz leicht zugängliche, komplexe Persönlichkeit zutage. Diese Person von ihrer Lektüre her zu verstehen, ist Ziel des Projekts: der Gewinn von Wissen über Quellen und Systematik der Theologie, der Institutionstheorie und des Religionsbegriffs dieses Papstes und seines Umfeldes.
    Der erste Schritt besteht in einer gezielten Sichtung der bis heute erhaltenen, in verschiedenen Beständen vor allem in Rom und Paris identifizierten Handschriften aus seiner Bibliothek. Im Mittelpunkt stehen dabei die sein Fach betreffenden und seine Perspektive prägenden Rechtshandschriften. Der Fokus richtet sich auf die Ordnungsstruktur sowohl des Gesamtbestandes als auch jeweils des einzelnen Kodex, und ihre Bedeutung. Die Analyse der Ordnung erfolgt sowohl paläographisch-kodikologisch als auch inhaltlich.
    Methodisch zielt das Projekt auf einen Beitrag zur Erweiterung der Theologie um die mittelalterliche Bibliotheksgeschichte als ein personbezogenes Analyseinstrument.

Im Rahmen des Projekts hat ein Forschungskongress stattgefunden zum Thema: Der Papst und das Buch im Spätmittelalter. Bildungsvoraussetzung, Handschriftenherstellung, Bibliotheksgebrauch ( > hier).

Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und unter der Leitung des Institutsvorstands R.Berndt von B. Müller-Schauenburg in der Handschriftenbeschreibung gemeinsam mit A. Löffler betreut.